Lufthansa-Aufsichtsrat lehnt Rettungspaket vorerst ab
Die Bundesregierung und die Airline hatten sich auf ein milliardenschweres Rettungspaket geeinigt. Doch nun sagt der Aufsichtsrat Nein – wegen Auflagen der EU.
Köln-Der Aufsichtsrat der Lufthansa hat dem staatlichen Rettungspaket wegen Auflagen der EU-Kommission zunächst nicht zugestimmt. Die von Brüssel geforderte Abgabe von Start- und Landerechten der Lufthansa an den Flughäfen Frankfurt und München hätten wirtschaftliche Auswirkungen auf das Unternehmen und müssten „intensiv geprüft werden“, erklärte der Luftfahrtkonzern laut der Nachrichtenagentur AFP am Mittwoch. Mit der Abgabe der Start- und Landerechte würde die Drehkreuzfunktion an den Heimatflughäfen Frankfurt und München geschwächt, argumentieren die Aufsichtsräte.

Die Lufthansa und die Bundesregierung hatten sich am Montag auf ein neun Milliarden umfassendes Stützungsprogramm geeinigt.
Das Unternehmen war in der Corona-Krise schwer unter Druck geraten, weil kaum noch Flugverkehr möglich ist. Im Konzern sind rund 138.000 Menschen beschäftigt. Zehntausende Jobs stehen wegen der Folgen der Corona-Krise auf der Kippe. Am Montag hatten Bundesregierung und Lufthansa bekannt gegeben, dass das staatliche Hilfspaket für die Fluggesellschaft stehe. Es ist eine Kombination aus Krediten, stillen Einlagen und einer direkten staatlichen Beteiligung. In einem nächsten Schritt muss allerdings die EU-Kommission noch zustimmen.
Der Aufsichtsrat verzichtete zunächst darauf, eine außerordentliche Hauptversammlung einzuberufen. Das Gremium müsste über Kapitalmaßnahmen abstimmen, die einen Einstieg des WSF ermöglichen würden.
Nach der heftigen Kritik von Ryanair-Chef O’Leary an den geplanten Staatshilfen geriet am Mittwoch der Billigflieger selbst in die Kritik. Deutsche Gewerkschaften sehen Tausende tarifgebundene Arbeitsplätze in Gefahr und werfen den Iren vor, die Krise zum Sozialdumping zu missbrauchen.
Europas größter Billigflieger wolle beispielsweise bei der in Deutschland aktiven Tochter Malta Air die bestehenden Tarifverträge unterlaufen und bis zu 1.200 Kabinenbeschäftigte entlassen, erklärte die Gewerkschaft Verdi am Mittwoch in Berlin. Anschließend sollten die teils schon seit mehr als zehn Jahren dort Beschäftigten zu Dumping-Konditionen wiedereingestellt werden.
Große Probleme gebe es auch bei der Tochter Lauda, die bislang an den Flughäfen Stuttgart und Düsseldorf aktiv war, berichtete Verdi. Die Basis in Wien soll nach einem heftigen Streit mit der dortigen Gewerkschaft Vida geschlossen werden. Die Lauda-Geschäftsleitung hat den Beschäftigten der deutschen Standorte mitgeteilt, dass im Mai keine Gehälter ausgezahlt werden könnten. Das Unternehmen äußerte sich zunächst nicht.
Die Kabinengewerkschaft Ufo warnte vor zu harten EU-Auflagen bei der Lufthansa-Rettung. Sollten etablierte Gesellschaften Start- und Landerechte abgeben müssen, könne diese Lücke nur durch Dumping-Anbieter wie Ryanair und Co. gefüllt werden, erklärte Ufo-Chef Daniel Flohr. Diese arbeiteten weder sozial fair noch nachhaltig.