Lufthansa steht vor hartem Neustart

Der Großaktionär Thiele will dem Rettungspaket offenbar zustimmen. Die Gewerkschaft Ufo fürchtet einen Kahlschlag bei den Mitarbeitern und kritisiert die Reisewarnungen der Bundesregierung.

Besondere Zeiten für die Lufthansa-Angestellten.
Besondere Zeiten für die Lufthansa-Angestellten.Foto: dpa/Andreas Arnold

Vor der an diesem Donnerstag stattfindenden außerordentlichen Hauptversammlung der Lufthansa-Aktionäre zeichnet sich offenbar eine Lösung ab. Großaktionär Heinz Hermann Thiele hat Zustimmung zu dem milliardenschweren Rettungspaket für die Fluggesellschaft signalisiert. Damit stünde einem damit verbundenen Einstieg des Staates bei der Lufthansa nichts mehr im Wege.

Die FAZ zitiert Thiele mit den Worten: „Ich werde für die Beschlussvorlage stimmen.“ Er stimme gegen die Insolvenz, denn: „Es liegt im Interesse aller Lufthansa-Mitarbeiter, dass das Management zügige Verhandlungen mit den Gewerkschaften über die nötige Restrukturierung führen kann.“ Das bedeutet im Klartext, dass Thiele vom Management einen harten Sanierungskurs erwartet, bei dem auch Stellen abgebaut werden.

Das dürfte nicht einfach werden. Die Gewerkschaft verhandelt aktuell ein neues Tarifpaket, „um die Mitarbeiter abzusichern“. Demnach soll es eine vierjährige Beschäftigungsgarantie geben, die in jedem Fall „die Verhandlungsposition der Mitarbeiter stärken“ dürfte, sagte der Chef der Gewerkschaft für das Kabinenpersonal Daniel Flohr der Berliner Zeitung.

Die bei der Lufthansa traditionell unterschiedlich agierenden Gewerkschaften hätten sich in der Krise „zu einer Zweckgemeinschaft“ zusammengeschlossen. Doch Flohr macht sich keine Illusionen: „Krisen gehen immer auf Kosten der Mitarbeiter. Es besteht auch hier die Gefahr, dass die Mitarbeiter bezahlen werden – sei es mit schlechteren Arbeitsbedingungen oder gar mit dem Verlust des Arbeitsplatzes. Als Gewerkschaft müssen wir deshalb sehr stark und umsichtig agieren.“

Der Ufo-Chef kritisiert angesichts der Ungewissheit für die Mitarbeiter, dass beim geplanten Einstieg des Bundes in die Airline „kein Arbeitnehmerschutz vorgesehen ist“. Flohr bezieht sich in diesem Zusammenhang auch auf die vielen Reisewarnungen der Bundesregierung. Diese trügen maßgeblich dazu bei, „dass die Passagiere wegblieben und in der Tourismus-Saison auf Fernreisen lieber verzichten“. Flohr: „Jede Reisewarnung hat Entscheidungen mit massiven Auswirkungen zur Folge. Die Bundesregierung muss sich bewusst machen, dass Geld in die Lufthansa zu stecken und auf der anderen Seite Reisewarnungen auszusprechen, jeden Tag Millionen kostet – die Verantwortung der Politik endet nicht mit Zahlung von Hilfen.“

Einen Vorgeschmack bekamen die Mitarbeiter in dieser Woche mit der Einstellung des SunExpress, einem Ferienflieger, an dem Lufthansa gemeinsam mit Turkish Airlines beteiligt ist. Das Unternehmen gab am Dienstag die Einstellung seines deutschen Flugbetriebs mit 20 Flugzeugen in Frankfurt bekannt. Betroffen sind rund 1200 Mitarbeiter, die im aktuellen Umfeld schlechte Chancen auf neue Jobs im Luftverkehr haben. Denn die Corona-Krise betrifft alle Airlines. So hat British Airways gedroht, alle Piloten zu entlassen und nur noch einen Teil wieder anzustellen.