Günstige Lebensmittel: Wo es Kaffee und Nudeln zum halben Preis gibt

Lebensmittelretter wie Motatos und Sirplus verkaufen online Supermarktprodukte, die im Handel schon aussortiert wurden. Doch es gibt einen Haken.

Die Lebensmittelpreise steigen mit der Inflation stark an. Für einen vollen Einkaufswagen müssen Verbraucher immer tiefer ins Portemonnaie greifen.
Die Lebensmittelpreise steigen mit der Inflation stark an. Für einen vollen Einkaufswagen müssen Verbraucher immer tiefer ins Portemonnaie greifen.dpa

Alles wird teurer. Auch bei Motatos, einem schwedischen Onlineshop, der auch hierzulande gerettete Lebensmittel verkauft, die ansonsten in der Tonne gelandet wären. „Im Verhältnis können wir unsere Produkte immer noch viel günstiger als im regulären Handel anbieten“, sagt Alexander Holzknecht, Leiter von Motatos Deutschland, „aber natürlich spiegeln sich die steigenden Preise auch bei uns wider.“

Das merke man auch im Einkaufsverhalten der Kunden. Wären früher als Erstes Chips und Schokoriegel im Warenkorb gelandet, würde seit einigen Monaten als Erstes nach stark rabattierten Grundnahrungsmitteln wie Nudeln oder Reis gesucht werden. „Am Ende landet dann zwar auch die Schokolade im Warenkorb, die Reihenfolge der Suche hat sich aber verändert“, so Holzknecht.

Bis zu 80 Prozent günstiger als im Supermarkt

20 bis 80 Prozent günstiger als im Supermarkt sei die Ware. Wobei immer vom regulären Preis ausgegangen wird und nicht von Aktionsangeboten, die es ja auch regelmäßig im Discounter gibt. Das Konzept von Motatos: Das Unternehmen kauft Händlern Produkte günstig ab, die diese wegen Überproduktion, Fehldrucken der Verpackungen oder auch weil Produkte kurz vor oder über dem Mindesthaltbarkeitsdatum stehen, nicht mehr loswerden und im Zweifel ansonsten in der Abfalltonne landen würden. „Unser Ansatz geht vor allem in Richtung Nachhaltigkeit. Unser langfristiges Ziel ist es, das Problem der Lebensmittelverschwendung komplett zu beseitigen. Das Sparen ist gewissermaßen ein Nebeneffekt.“

Dass Produkte, die kurz vor dem Mindesthaltbarkeitsdatum stehen oder dieses gar überschritten haben, nicht einfach verkauft werden dürfen, ist indes falsch. Einzige Einschränkung: Ab dem Zeitpunkt, ab dem das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten ist, haftet nicht mehr der Hersteller, sondern der Händler. Anders verhält es sich, wenn es sich um ein Verbrauchsdatum handelt, beispielsweise für schnell verderbliche Lebensmittel wie Hackfleisch. Solche Waren, ebenso wie Obst und Gemüse, hat der Online-Supermarkt deshalb auch nicht im Angebot. Stattdessen gibt es Nudeln, Reis, Kaffee, Süßigkeiten – je nachdem, was Motatos den Herstellern gerade günstig abgekauft hat. Das Sortiment wechselt fast täglich.

Der Mindestbestellwert liegt bei 25 Euro, ab 40 Euro liefert Motatos versandkostenfrei. Alles darunter wäre zum einen nicht nachhaltig und zum anderen nicht wirtschaftlich, so Holzknecht.

Kooperation mit der Tafel, dennoch gibt es Kritik

Stationäre Läden mit dem gleichen Konzept gab es bis vor Kurzem vom direkten Konkurrenten Sirplus. Das Berliner Unternehmen schloss vergangenes Jahr allerdings seine fünf Berliner Filialen und verkauft nun ebenfalls nur noch online weiter. Sirplus kämpfte nach eigenen Angaben mit Umsatzeinbrüchen in der Corona-Krise. Aber es gab auch öffentliche Kritik am Konzept des Start-ups, da die Weitergabe von übrig gebliebenen Lebensmitteln eigentlich Sache der Tafeln ist, die Essen unentgeltlich zu Bedürftigen bringen.

Diese Kritik kennt auch Holzknecht von Motatos, sagt aber: „Wir stehen nicht in Konkurrenz zu den Tafeln, sondern arbeiten zusammen.“ Was über den Onlineshop nicht weggehen würde, gibt Motatos an die Tafeln weiter. Zudem handele es sich bei den Produkten, die Motatos verkaufe, eben nicht um frische Waren, die die Tafeln in erster Linie benötigen. „Eine LKW-Ladung voll Gewürzketchup würden die Tafeln gar nicht annehmen, wir aber haben die Logistik, dass auch diese Lebensmittel, die ansonsten in der Tonne landen würden, noch Abnehmer finden“, so Holzknecht.

Antje Trölsch, Geschäftsführerin der Berliner Tafel bestätigt, dass Motatos die Tafel unterstützt. Insbesondere seit Beginn der Inflation und des Krieges gegen die Ukraine seien viel mehr haltbare Lebensmittel und Hygieneprodukte gefragt als früher, diese würden sie unter anderem auch von Motatos bekommen. „Insgesamt benötigen wir aber noch deutlich mehr Lebensmittel, da gerade jetzt die Nachfrage immens groß ist“, so Trölsch. Und Lebensmittel, die an kommerzielle Unternehmen verkauft werden, könnten eben nicht über die Ausgabestellen an armutsbetroffene Menschen verteilt werden – abgesehen von den Waren, die Motatos weitergibt.