Nach geplatzter Schlichtung: Piloten wollen Lufthansa vorerst nicht bestreiken
Frankfurt/Main - Die Lufthansa-Piloten lassen es bei ihren Streikvorbereitungen langsam angehen. Man müsse jetzt erst einmal Kontakt mit den Mitgliedern aufnehmen und diese auf den Stand der Dinge bringen, sagte Markus Wahl, Sprecher der Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) dieser Zeitung. Das werde einige Tage dauern. Deshalb lasse derzeit noch nicht sagen, wann es zu einem weiteren Ausstand kommen könnte. Allerdings werde man mit den Eskalationsstufen auch nicht bis nach den Sommerferien warten.
300 Millionen Euro Schaden
Seit April 2014 haben die Piloten bislang zwölfmal gestreikt und der Lufthansa nach Unternehmensangaben einen Schaden von 300 Millionen Euro zugefügt. Die VC hatte am Montag die Gespräche über eine sogenannte Gesamtschlichtung für gescheitert erklärt und weitere Pilotenstreiks angedroht. Personalvorstand Bettina Volkens fordert derweil das Cockpitpersonal dazu auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren.
Aus einer internen VC-Mitteilung, die dieser Zeitung vorliegt, geht hervor, dass sich die Piloten bei den zurückliegenden Verhandlungen von der Lufthansa hinters Licht geführt fühlen. Die Strategie des Unternehmens habe als einziges Ziel gehabt, „die Piloten möglichst lange (bis weit in das Jahr 2016 hinein) in die Friedenspflicht zu manövrieren“. Die VC wirft der Lufthansa vor, eine Gesamtschlichtung nie wirklich angestrebt zu haben. Aus Sicht der Piloten bedeutet Gesamtschlichtung vor allem, über die „Arbeitsplatz-Thematik“ bei der neuen Billigsparte Eurowings zu verhandeln, die gerade aufgebaut wird.
Brief an das Cockpitpersonal
Dort sollen Flugzeugführer beschäftigt werden, die deutlich weniger verdienen und mehr arbeiten müssen als ihre Kollegen bei der Muttergesellschaft. Über diesen Weg könnte das Unternehmen dann schrittweise der Konzerntarifvertrag immer weiter aushöhlen - indem Billigtöchter immer mehr Aufgaben übernehmen.
Volkens macht in einem am Dienstag verschickten Brief an das Cockpitpersonal deutlich, dass die Lufthansa sich schon Ende April zur „Schlichtung aller offenen Tarifverträge“ bereit gewesen sei. Darüber hinaus sei die eine „moderierten Arbeitsgruppe“ angeboten worden, um über weitere Tarifthemen zu verhandeln. Die Aufteilung sei nötig, da man den Ausbau von Eurowings nicht in die Hände eines Schlichters legen wolle.
Sie zeigt Verständnis für den Wunsch der VC „generell über die Arbeitsplätze in Deutschland“ zu reden. Themen der Arbeitsgruppe könnten zu einem späteren Zeitpunkt auch in die Schlichtung überführt werden, wenn beide Seiten dem zustimmten. Es sei ein „dringlicher Wunsch“ des Managements, nach Lösungen zu suchen. „Wir sollen keine weitere Zeit verstreichen lassen.“
Kein Fortschritt
Unterm Strich bedeutet aber all dies, dass die Verhandlungen zwischen Unternehmensführung und VC seit April keinen Schritt weitergekommen sind.
Die zögerlichen Streikvorbereitungen bewerten Beobachter indes als ein Signal, mit dem die Flugzeugführer der Lufthansa noch einmal eine Chance gegeben wollen, beim Thema Eurowings-Arbeitsplätze einzulenken, um einen Streik zu vermeiden. Klar ist, ein Ausstand während der Hauptreisezeit würde große Verärgerung bei den Fluggästen bringen, was die Position der Piloten schwächen würde.