Nord Stream 1: Kommt jetzt noch weniger Gas? Betreiber widerspricht mit Zahlen

Die Bundesnetzagentur hatte nach der Wartung der Nord Stream 1 noch weniger Gas aus Russland erwartet. Die Nord Stream 1 widerspricht: Gazprom liefert genauso viel wie vor der Wartung.

Rohrsysteme und Absperrvorrichtungen in der Gasempfangsstation der Ostseepipeline Nord Stream 1 und der Übernahmestation der Ferngasleitung OPAL (Ostsee-Pipeline-Anbindungsleitung) in Lubmin.
Rohrsysteme und Absperrvorrichtungen in der Gasempfangsstation der Ostseepipeline Nord Stream 1 und der Übernahmestation der Ferngasleitung OPAL (Ostsee-Pipeline-Anbindungsleitung) in Lubmin.dpa/Stefan Sauer

Der Bundesnetzagenturchef Klaus Müller (Grüne) hat an diesem Donnerstagmorgen gemeldet, dass Gazprom nach der zehntägigen Wartung der Nord Stream 1 nur noch 30 Prozent von der normalen Auslastung der Pipeline liefert – noch weniger als vor der Wartung.

Zum Vergleich: Nach der massiven Drosselung der Gaslieferungen aus Russland bis zur Wartung der Nord Stream 1 hatte Deutschland mit 67 Millionen Kubikmeter Gas wenigstens noch 40 Prozent der üblichen Mengen über die Ostseepipeline bekommen.

Der Betreiber der Nord Stream 1, die Nord Stream AG mit Sitz in der Schweiz, wollte vorerst auch nicht mitteilen, wieviel russisches Gas er denn tatsächlich bekommt. Nun gibt der Betreiber eine Entwarnung: Es seien dieselben 40 Prozent von der normalen Auslastung, wie es auch vor der Wartung war, sagte ein Pressesprecher der Nord Stream AG der Berliner Zeitung. Nicht mehr und nicht weniger.

Der Pressesprecher weist auch darauf hin, dass Nord Stream 1 transparent über die täglichen Liefermengen berichte. Diese werden allerdings nicht auf der Webseite des Betreibers veröffentlicht, sondern auf einer zusätzlichen Webseite nord-stream.info. Nach Angaben der Webseite wurden am 21. Juli genauso viele Nominierungen pro Stunde gebucht, wie am 10. Juli, vor der Wartung der Pipeline. Zusammengerechtet soll Gazprom am Donnerstag rund 69 Millionen Kubikmeter Gas nach Deutschland liefern.

Bundesnetzagenturchef korrigiert sich, aber betont: Kein Anlass zur Entwarnung

Kurz darauf hat sich auch der Chef der Bundesnetzagentur Klaus Müller korrigiert und bestätigt, dass derzeit rund 40 Prozent Gas nach Deutschland fließen würden – wie vor der Wartung. „Aber angesichts der fehlenden 60 Prozent & der politischen Instabilität gibt es noch keinen Anlass zur Entwarnung“, schrieb Klaus Müller dazu auf Twitter.

Der Sprecher der Nord Stream AG konnte jedoch nicht vorhersagen, wieviel Gas nach Deutschland in den nächsten Wochen fließen wird, denn die sogenannten Nominierungen - die Anmeldungen bei Transportnetzbetreibern - werden täglich und nur für den nächsten Tag gebucht. Inwiefern weitere Gaslieferungen aus Russland von der Rückführung der Nord Stream 1-Turbine aus Kanada abhängig sind, wollte der Sprecher auch nicht kommentieren.