Wegen EU-Sanktionen: Norwegische Equinor durfte die Nord Stream nicht inspizieren

Die Nord Stream-Pipelines könnten bei Bedarf repariert werden. Doch die EU-Sanktionen hindern die Firmen daran, geht aus einer Mitteilung des norwegischen Energieunternehmens Equinor hervor.

Ein Gasleck an einer der beschädigten Nord Stream-Gaspipelines in der Ostsee, den 29. September 2022. 
Ein Gasleck an einer der beschädigten Nord Stream-Gaspipelines in der Ostsee, den 29. September 2022. Danish Defence Command

Das staatliche norwegische Unternehmen hat erklärt, warum es im Oktober 2022 trotz Erwartung keine Dienstleistungen und Ausrüstung für die Inspektion der beschädigten Pipelines Nord Stream und Nord Stream 2 bereitgestellt hatte. Die norwegischen und die EU-Sanktionen gegen Russland seien der Grund gewesen, heißt es in einem von Reuters veröffentlichten Statement.

Norwegen exportiert selbst viel Pipeline-Gas in die EU und verfügt daher über einen Pipeline-Reparatur- und Unterwasserinterventionspool (PRSI). Dieser Pool wird von Equinor betrieben und umfasst 72 Mitgliedsunternehmen, darunter die Pipeline-Betreiber Nord Stream AG and Nord Stream 2 AG. Die Betreiber hatten Equinor im Herbst bei einer Inspektion um Schiffe und Ausrüstung als Hilfe gebeten, die aber verweigert wurde.

Arbeiten an der Pipeline durch Sanktionen unmöglich

„Das norwegische Außenministerium hat erklärt, dass die Arbeiten an der Pipeline gegen die norwegischen Sanktionsvorschriften – und damit auch gegen die EU-Sanktionsvorschriften – verstoßen würden“, so die Erklärung von Equinor. Norwegen ist zwar kein EU-Mitglied, gehört aber seit 1994 zum Europäischen Wirtschaftsraum. Nach Russlands Angriff auf die Ukraine hat die norwegische Regierung die Russland-Sanktionen der EU unterstützt. Diese Sanktionen verbieten die russischen Gasexporte nach Europa zwar nicht, verhindern aber die Erbringung von Dienstleistungen im Energiesektor.

Am 4. Oktober teilte die von Gazprom kontrollierte Nord Stream AG ihrerseits mit, dass man die Nord Stream 1 nicht inspizieren könne, weil „der Eigentümer eines ordnungsgemäß gecharterten Forschungsschiffs noch auf die Genehmigung des norwegischen Außenministeriums wartet“. Deswegen schickte der Pipeline-Betreiber ein anderes gechartertes Spezialschiff unter der russischen Flagge, um die Pipelines am Explosionsort zu untersuchen.

Sabotageakt an Nord Stream-Pipelines

Der deutsche Gasimporteur Uniper hatte zuletzt im Januar mitgeteilt, dass die Pipelines, die 110 Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr transportieren können, bei Bedarf in sechs bis zwölf Monaten repariert werden könnten. Es sei aber fraglich, ob Deutschland noch russisches Gas wolle.

Im September 2022 war es bei den Pipelines Nord Stream und Nord Stream 2 zu einem Druckabfall und Gasleck gekommen. Drei von vier Rohren der Pipelines wurden beschädigt. Russland und die westlichen Länder bezeichneten dies als Sabotageakt. Die russische Seite hat seitdem auf dem Wunsch gepocht, sich an der internationalen Untersuchung zu beteiligen.