Öl aus Russland: Dieser Manager soll das Schwedt-Problem lösen
Die letzten zwölf Prozent: Nur die PCK-Raffinerie ist noch von Putins Öl abhängig, sagt Wirtschaftsminister Habeck. Wie reagiert der neue Chef in Schwedt?

Für Ralf Schairer sollte es eigentlich nur eine weitere Sprosse auf der Karriereleiter sein. Als er im Januar den Vertrag für den Chefposten in der PCK-Raffinerie im brandenburgischen Schwedt unterschrieb, hatte der studierte Verfahrenstechniker noch für das Staatsunternehmen Adnoc in Abu Dhabi gearbeitet. Der Wechsel vom Persischen Golf in die Uckermark bedeutete die Führung von Deutschlands viertgrößter Raffinerie. Dort trat er am 1. April an und lenkt heute eine Öl-Verarbeitungsanlage, die wie keine andere im Land für die Abhängigkeit von russischem Öl steht. Ein Chefsessel zwischen den Fronten.
Nahezu ganz Ostdeutschland wird aus Schwedt versorgt
In der Raffinerie werden eigenen Angaben zufolge jährlich zwölf Millionen Tonnen Rohöl unter anderem zu Diesel, Benzin und Kerosin verarbeitet. Nahezu die gesamte ostdeutsche Region wird aus Schwedt versorgt. Der Rohstoff dafür kommt über die Druschba-Trasse ausschließlich aus Russland.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck will das schnell ändern. Am Dienstag erklärte er, dass die Abhängigkeit von russischen Ölimporten inzwischen von 35 auf zwölf Prozent gesunken sei. Die restlichen zwölf Prozent fließen nach Schwedt. Allerdings ist der Wechsel von russischem auf anderes Öl überaus schwierig. Denn die Raffinerie gehört mehrheitlich dem staatlichen russischen Rosneft-Konzern, der freilich kein Interesse am Verzicht auf eigenes Öl hat. Diskutiert wird inzwischen eine Enteignung, die aber nur mit einem neuen Energiesicherungsgesetz möglich wäre, das erst im Mai final verabschiedet werden soll.
Wenngleich Schairer von 2015 bis 2020 bereits Deutschlands größte Raffinerie geleitet hatte, die zu einem Viertel ebenfalls Rosneft gehörte, so hatte sich der bei Stuttgart geborene Manager seinen Job in Brandenburg sicher anders vorgestellt. Für Fragen steht der 57-Jährige nach Auskunft seiner Sprecherin nicht zur Verfügung. Es ist jedoch zu erfahren, dass im Unternehmen die Machbarkeit unterschiedlicher logistischer und technologischer Szenarien geprüft werde, um ohne russisches Öl auskommen zu können.
In der Wirtschaftswoche sagte der neue PCK-Chef vor einigen Tagen, dass die Raffinerie im Fall eines Lieferstopps mit Reserven in den Tanks noch „rund fünf Tage“ betrieben werden könnte. „Danach bräuchten wir Nachschub mit gleichwertigem Öl“, sagte er. In Habecks Ministerium erwägt man, Öl von Rostock über eine bestehende Pipeline in die Raffinerie zu pumpen. Schairer hält auch das für schwierig. „Wir können da nicht einfach Öl aus Arabien oder Australien raffinieren“, sagte er.