Poker um die Lufthansa

Der Milliardär Heinz Hermann Thiele ist der deutschen Öffentlichkeit bisher wenig bekannt. Mitten in der Corona-Krise hat er sich bei der Lufthansa eingekauft und hält nun 15 Prozent der Aktien.

Heinz Hermann Thiele, Mehrheitsaktionär und Ehrenvorsitzender des Aufsichtsrats der Knorr-Bremse AG (Foto undatiert).
Heinz Hermann Thiele, Mehrheitsaktionär und Ehrenvorsitzender des Aufsichtsrats der Knorr-Bremse AG (Foto undatiert).Knorr-Bremse AG/dpa

Das Schicksal der Lufthansa liegt in den Händen eines einzelnen Mannes. Doch weder der Lufthansa-Vorstandsvorsitzende Carsten Spohr noch Bundesfinanzminister Olaf Scholz sind die bestimmenden Kräfte. Beide werden getrieben von dem der deutschen Öffentlichkeit bisher wenig bekannten Milliardär Heinz Hermann Thiele. Der 79-jährige Mainzer sorgte 1989 für Furore, als er einen Familienstreit der Alt-Eigentümer nutzte und sich bei seinem Arbeitgeber Knorr-Bremse den Einstieg sicherte. Heute ist Knorr-Bremse Weltmarktführer für Brems- und andere Systeme für Schienen- und Nutzfahrzeuge.

Seine unternehmerisch getriebene Aufbauleistung ist unbestritten. Daher wird auch sein Lufthansa-Engagement ernst genommen. Thiele hatte sich mitten in der Corona-Krise bei der Lufthansa eingekauft und hält nun 15 Prozent der Aktien. Am Montag traf er mit Scholz zusammen, um seine Ideen von der Rettung der durch den Corona-Lockdown in ihrer Existenz bedrohten Lufthansa zu präsentieren. Thiele will den Staat nicht als Mit-Eigentümer, sondern hält es für ausreichend, die Lufthansa mit Krediten der staatlichen KfW-Bank während der Krise über Wasser zu halten. Der vom Lufthansa-Management mit der Bundesregierung ausgehandelte Einstieg des Bundes sei nicht nötig, um das Unternehmen zu retten, sagte Thiele der FAZ. Er wolle sich vom Finanzminister anhören, was die Regierung vorhabe, sich eine Meinung bilden und dann entscheiden, ob er dem mittlerweile auch von der EU-Kommission abgesegneten Einstieg des Steuerzahlers bei der Lufthansa zustimmen will.

Am Donnerstag wird es zum Showdown kommen: Dann wird Thiele bei der Hauptversammlung die vielleicht entscheidende Rolle spielen, weil sich bisher wenige Aktionäre angemeldet haben. Thiele hat sich bei dem Poker bisher nicht in die Karten schauen lassen. Der sich selbst und seinen Kindern gegenüber immer sehr hart auftretende Unternehmer dürfte allerdings in jedem Fall gewinnen. Er gilt als „Zocker“, aber auch als „smart“. Sein unternehmerischer Impuls könnte das Ende der Lufthansa als börsennotierte Aktiengesellschaft bedeuten – oder aber auch ihren Aufstieg aus der Asche der Corona-Krise. Thieles Vorteil: Er bestimmt das Tempo, hat keine Angst und weiß, dass eine Krise immer die Chance für einen Neuanfang bietet.

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