Weg mit der Currywurst: Die Bundestagskantine soll veggie werden
Der Deutsche Bundestag sucht neue Betreiber für seine Kantine. In der Ausschreibung gibt es laut einem Bericht gnadenlose grüne Vorgaben.

Currywurst, Currywurst und noch mal Currywurst: So kann man die bisherige Speisekarte in der Bundestagskantine beschreiben. Doch damit ist bald Schluss. Ein neuer Betreiber soll bis Ende des Jahres gefunden werden und die Gäste im Paul-Löbe-Haus, auch Lampenladen genannt, und im benachbarten Jakob-Kaiser-Haus bewirten. Wie die Gerichte dann auf dem Teller aussehen sollen? Vor allem veggie.
Der Konzern Dussmann Group ist noch Haupt-Caterer in der Bundestagskantine, hat aber seinen Vertrag bereits im Sommer 2022 zum Jahreswechsel gekündigt, wie die Pressestelle des Deutschen Bundestages der Berliner Zeitung mitteilt. Dennoch bleibt der Konzern, der neben Food Services auch Gebäudereinigung, Sicherheitsdienst und Gebäudetechnik im Repertoire hat, noch bis Ende dieses Jahres Betreiber der Kantine.
Die betriebenen gastronomischen Bereiche „werden von der Firma bis zum 31. Dezember 2023 im Wesentlichen unverändert weitergeführt“, so der Bundestag. Und wie geht es danach weiter? In der Zwischenzeit werde das europaweite Verfahren zur Konzessionsvergabe vorbereitet und durchgeführt.
Bisheriger Kantinenbetreiber gibt keine Auskunft
Auf Anfrage der Berliner Zeitung zu den Beweggründen der Kündigung äußert sich Dussmann nicht. Das Unternehmen gebe keine Auskunft über Kunden und Verträge, heißt es. Mehrere Quellen aus dem Bundestag sagten dem Tagesspiegel, dass der Konzern die Zusammenarbeit kündigte, weil der Personalrat eine Preiserhöhung der Kantine blockiert habe. Der Bundestag sagt hierzu nur: „Der Betreiber hat den bestehenden Pachtvertrag fristgerecht und ohne Angabe konkreter Gründe zum 31. Dezember 2022 ordentlich gekündigt.“
Spekulation hin oder her: Bis zum Jahresende muss sich der Deutsche Bundestag einen neuen Betreiber, oder sogar mehrere, suchen. Der Kantinen-Plan sieht dann aber nicht mehr nach Currywurst aus. Laut einem Bericht des Medienunternehmens Media Pioneer geht es bei der Neuausschreibung für die sogenannte Edelkantine vor allem um: regional, ökologisch und nicht zuletzt politisch korrekt.
- Mindestens 20 Prozent Bio-Zutaten.
- Mindestens ein Essen am Tag, „bei dem der CO2-Wert von 800g CO2-Äquivalenten pro Portion nicht überschritten wird“.
- Mindestens ein „vollwertiges vegetarisches Gericht“ pro Tag.
- „Täglich möglichst auch ein veganes Essen oder eine vegane Grundkomponente“ anbieten.
Na, wenn das keine Veggie-Offensive ist!
Stimmen die Vorgaben?
Die Vergabeunterlagen werden von der Bundestagsverwaltung zusammengestellt. Bezüglich der Mitarbeiterkantine erfolgt dies unter Beteiligung des Personalrates beim Deutschen Bundestag. Die Kriterien werden mit den betreffenden Vergabeunterlagen bekanntgegeben. Auf Nachfrage der Berliner Zeitung teilte man mit, dass das Verfahren bislang aber noch nicht begonnen habe. Dennoch zeigt die folgende Antwort der Pressestelle, in welche Richtung die neue Kantine gehen soll: „Ziel der neuen Vergabe ist eine Anpassung an zeitgemäße Anforderungen.“ So solle das Angebot der Kantine klimaschonender und nachhaltiger gestaltet werden.
Noch ist nicht sicher, wer diesen Ansprüchen gerecht werden kann und den neuen Platz einnehmen wird. Was aber sicher ist: Zum aktuellen Angebot der Dussmann Group bilden sie auf den ersten Blick einen Kontrast.

Die Dussmann Group eröffnete den März mit einem Tagesgericht, das alles andere als klimaneutral ist – Cordon Bleu vom Schwein mit Leipziger Allerlei und Kartoffel-Kroketten für 8,40 Euro. Aber ein größeres vegetarisches Gericht ist auch jetzt schon jeden Tag dabei und die Currywurst gibt es in der veganen Variante.
Rund 8000 Menschen arbeiten insgesamt in den Liegenschaften des Deutschen Bundestages. Sie kommen alle als potenzielle Gäste der gastronomischen Einrichtungen infrage. Dennoch liegt das derzeitige Gästeaufkommen der Mitarbeiterkantine bei nur 900 bis 1500 Besuchern am Tag. Mal sehen, ob das mit einem neuen Anbieter so bleibt, wenn es dann heißt: CO2-armes Essen auf den Teller bitte.
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