Porsche-Produktion: Made in Germany?

Als im vergangenen Jahr der Porsche 911 sein 50. Jubiläum feierte, waren die Zeitungen nicht nur voll mit Lobeshymnen auf die technische Qualität und die ästhetischen Glanz des Sportwagens, erwähnt wurden auch die sehr guten Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten. Das Image als edle Sportwagen-Schmiede besteht bis heute, auch wenn inzwischen mehr Geländewagen als tiefgelegte Sportflitzer verkauft werden. Porsche steht wie keine andere Marke für „Made in Germany“.

Doch ist dieses Label künftig überhaupt noch angebracht? Wie das Unternehmen mitteilte, wird die Montage des Geländewagens Cayenne ab 2016 von Leipzig ins slowakische VW-Werk nach Bratislava verlegt. Dort werden derzeit die kleinsten und größten Autos des VW-Konzerns gebaut: der VW Up und die Geländewagen VW Touareg und Audi Q7. Rund 7 500 Beschäftigte arbeiten in der Donau-Stadt für den Autobauer. Ebenfalls in Bratislava werden die Karosserien für den Cayenne produziert, die bisher mit der Bahn nach Leipzig transportiert wurden. Mit dem nächsten Modellwechsel sollen Touareg, Audi Q7 und Cayenne über ein Produktionsband rollen. Alle werden bereits auf einer Plattform gebaut. Einheitliche Teile sparen Kosten.

Ins Gewicht dürften auch die Lohnkosten fallen. Der Durchschnittslohn eines slowakischen Industriearbeiters liegt bei 1 000 Euro brutto im Monat. Bei VW dürften es mehr sein, aber deutlich weniger als hierzulande. Porsche, ohnehin der profitabelste Autobauer der Welt, will offenbar noch mehr verdienen.

Es ist allerdings auch das erste Mal, dass Porsche in großem Umfang nicht selbst und nicht in Deutschland fertigt. Ausnahme: Rund 100 000 Boxster der ersten Generation ließ Porsche von 1997 bis 2004 schon in Finnland bauen.

Der Cayenne, die günstigste Version gibt es ab 60 000 Euro, ist aktuell das absatzstärkste Modell der Stuttgarter. 84 000 Stück wurden 2013 je zu einem Drittel in Europa, Nordamerika und China verkauft. Für die Zukunft stellte Porsche-Chef Matthias Müller klar, dass hinsichtlich der Qualität an allen Produktionsstandorten weltweit die gleichen Ansprüche zu 100 Prozent erfüllt würden. Dies gelte für Stuttgart-Zuffenhausen, Leipzig und genauso für Bratislava. Nach Ansicht von Müller sei für die Kunden das Label „Engineered by Porsche in Weissach“ entscheidend. Dort, nahe Stuttgart sitzt die Entwicklungsabteilung. Doch geht es nicht nur um die Auto-Montage. Die Diesel-Motoren für den Cayenne stammen nach Firmenangaben aus dem ungarischen Motorenwerk in Györ. Das Herz des Autos liefert also Audi.

Dass dies alles am Image des Sportwagen-Herstellers kratzt, glaubt Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen aber nicht. Auch Mercedes lasse die M-Klasse in den USA fertigen und der BMW X5 komme ebenfalls von dort. „Das Experiment für Porsche ist überschaubar“, meint Dudenhöfer. Ähnlich sieht es Willi Diez, Leiter des Instituts für Automobilwirtschaft in Geislingen. „Die Diskussion um Imageprobleme bei Porsche sind eher akademischer Natur“, sagt er. Für Kunden in den USA oder China rücke der Herstellungsort erst bei Qualitätsmängeln in den Vordergrund.

Nach Einschätzung von Dudenhöffer dürfte die Verlagerung der Montage vor allem betriebswirtschaftlich sinnvoll sein. „Porsche spart die Transportkosten für die Karosserien und Lohnkosten.“ Laut Diez gibt es in Leipzig auch Kapazitätsgrenzen. Im sächsischen Werk läuft derzeit die Produktion des kleinen Geländewagens Macan an. Bevor die Kunden nur eine Probefahrt absolviert haben, sind bereits 40 000 Stück verkauft worden. Außerdem wird in Leipzig ab 2016 die Sportlimousine Panamera komplett gebaut. Bisher liefert VW die Karossen noch aus Hannover.