Sorgen nach Schweizer Banken-Crash: Alle zittern

Krimi um Rettung der Credit Suisse: Es gibt grünes Licht für einen Deal mit der UBS – aber damit ist die Banken-Krise nicht ausgestanden. 

Die Logos der Schweizer Banken Credit Suisse und UBS sind auf verschiedenen Gebäuden in Zürich zu sehen.
Die Logos der Schweizer Banken Credit Suisse und UBS sind auf verschiedenen Gebäuden in Zürich zu sehen.Michael Buholzer/dpa

Das ganze Wochenende stand die Schweiz im Zeichen einer hektischen Bankenrettung: Die Großbank Credit Suisse hatte in den vergangenen Tagen einen massiven Bank-Run erlebt. Laut Financial Times (FT) wurden täglich Vermögen im Wert von zehn Milliarden Schweizer Franken abgezogen, was die Bank schließlich an den Rand des Zusammenbruchs brachte. In den letzten drei Monaten 2022 zogen die Kunden insgesamt 111 Milliarden Franken von der Bank ab. Eine Lösung sollte bis zum Beginn des Handels an den asiatischen Börsen um 2 Uhr am Montag stehen, um eine Marktpanik zu verhindern. 

Am Sonntagabend teilte die Schweizerische Nationalbank SNB mit, dass die Schweizer Großbank UBS die angeschlagene Credit Suisse übernimmt. Dies wurde auch vom Schweizer Bundesrat sowie Vertretern der beiden Institute in einer Medienkonferenz bestätigt. Die UBS hat demnach zugestimmt, die Credit Suisse zu kaufen, nachdem sie ihr Angebot auf gut drei Milliarden Euro erhöht hatte. Die Schweizer Behörden zeigten sich bereit, die Gesetze des Landes zu ändern, um eine Aktionärsabstimmung zu umgehen, da sie sich beeilen wollten, vor Montag einen Deal bekannt zu geben.

Der All-Share-Deal zwischen den beiden größten Banken der Schweiz soll zu einem Bruchteil des Schlusskurses der Credit Suisse am Freitag bepreist werden, wobei die Altaktionäre komplett leer ausgehen. Die UBS will etwas mehr als 0,50 Franken pro Aktie zahlen, gegenüber einem Angebot von 0,25 Franken im Wert von rund einer Milliarde US-Dollar, das vom Vorstand der Credit Suisse abgelehnt wurde, so die FT laut ihren Quellen. Der Kurs bleibt damit weit unter dem Schlusskurs der Credit Suisse von 1,86 Franken am Freitag. Die Schweizerische Nationalbank SNB hat – wie nun auch offiziell bestätigt ist – zugestimmt, der UBS und der Credit Suisse im Rahmen der Transaktion eine Liquiditätshilfe in Höhe von 100 Milliarden Franken (rund 101 Milliarden Euro) zukommen zu lassen. Um allfällige Risiken für die UBS zu reduzieren, spreche der Bund der UBS zudem eine Garantie im Umfang von neun Milliarden Franken zur Übernahme von potenziellen Verlusten aus, hieß es.

Unabhängig von der schließlich gefundenen Lösung zeigte sich am Wochenende, dass die internationale Banken-Szene sehr nervös ist: Alle europäischen Banken, so sagte es ein Insider der Berliner Zeitung, schauten mit bangen Blicken in die Schweiz, weil die Verflechtungen der Banken in Europa extrem dicht sind und die ganze Kette nur noch so stark sei wie ihr schwächstes Glied – in diesem Fall die Credit Suisse. Es wird allgemein erwartet, dass die Credit Suisse nicht die letzte Bank ist, die in Not gerät. In den USA wurden nach dem Crash der Silicon Valley Bank und der Signature Bank in New York weitere Banken von der Aufsicht als gefährdet eingestuft. Die First Republic soll von den Mitbewerbern gerettet werden.

Sorge herrscht vor allem wegen der sich breitmachenden Panik und der darauf folgenden irrationalen Entscheidungen. Die Sorge rührt daher, dass im Fall der Credit Suisse auch eine umfangreiche Garantie der Schweizerischen Nationalbank nicht mehr ausgereicht hat, um die Lage wieder zu beruhigen. Unklar ist auch, warum Saudi-Arabien mit seiner Ankündigung, kein weiteres Geld einschießen zu wollen, die Panik ausgelöst hat. Die Saudis halten 9,9 Prozent an der Bank, sie hätten eigentlich dafür sorgen müssen, dass keine Hektik ausbricht. (mit dpa)