Raffinierter Betrug: Russen werden mit dem Vorwurf des Hochverrats abgezockt

Menschen, die etwa der ukrainischen Armee finanziell helfen, wird in Russland vermehrt Hochverrat vorgeworfen. So nutzen die Schwindler das aus.

Eine Bankkundin vor dem Gebäude einer Filiale von Sberbank. Die größte russische Bank ist seit dem 4. Mai 2023 auf der Sanktionsliste der EU.
Eine Bankkundin vor dem Gebäude einer Filiale von Sberbank. Die größte russische Bank ist seit dem 4. Mai 2023 auf der Sanktionsliste der EU.SOPA Images via ZUMA Press Wire

Die größte unter den sanktionierten russischen Banken, Sberbank, warnt ihre Kunden vor einer neuen Betrugsmasche, die in Russland zunehmend an Popularität gewinnt.

Das Prinzip: Schwindler rufen Bankkunden an und stellen sich als Polizei- oder FSB-Beamte vor. Die Betrüger berichten ihren Opfern, dass ein Mitarbeiter ihrer Bank ihre Daten gestohlen und Geld von ihrem Konto zugunsten der ukrainischen Armee überwiesen habe. In diesem Zusammenhang wird dem Opfer mitgeteilt, dass der Kunde der Bank des Hochverrats beschuldigt werden könnte. Dafür wird man in Russland mit bis zu 20 Jahren Gefängnis bestraft.

Daraufhin wird das Opfer von Betrügern aufgewiesen, das Geld an ein angeblich geschütztes Konto ihrer Bank zu überweisen, um die Haftung wegen des Hochverrats zu vermeiden, oder einen Kredit aufzunehmen, um den Mitarbeiter der Bank entlarven zu lassen, der seine Daten gestohlen habe.

Die Angst der Russen vor Massenrepressionen und Staatswillkür

Dass solch ein Betrugsschema in Russland überhaupt erfolgreich werden konnte, zeigt wohl, wie stark die Angst der Bevölkerung vor den staatlichen Repressionen sind. Laut den Umfragen des unabhängigen und inzwischen zum Auslandsagenten erklärten Levada-Zentrums, hatten vor dem Krieg 52 Prozent der befragten Russen angegeben, die Rückkehr der Massenrepression zu fürchten, und weitere 58 Prozent die Willkür die Behörden. Dies war der höchste Stand seit 1994.

Diese Ergebnisse dürften auch erklären, warum die Kriegsgegner in Russland nicht auf die Straße gehen. Zuletzt wurden an verschiedenen Orten in Russland drei Menschen festgenommen, denen Hochverrat vorgeworfen wird, und zwar wegen der angeblichen Arbeit für den ukrainischen Geheimdienst, wegen finanzieller Unterstützung der Streitkräfte der Ukraine und wegen des angeblichen Versuchs, sich den Streitkräften der Ukraine anzuschließen.

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