Wie Apple die US-Banken kreativ zerstört: 4,15 Prozent Zinsen!
Einer der Gründe der US-Banken-Krise ist ein Angebot von Apple: Sparer bekommen 4,15 Prozent Zinsen. Da kann auch die Federal Reserve nicht helfen.

Die Bankenkrise in den USA ist Ausdruck einer gravierenden Veränderung: Die Technologie-Konzerne treiben die Regionalbanken in den Untergang, um deren Geschäft zu übernehmen. Mit an Bord bei der „kreativen Zerstörung“: einige wenige Großbanken. Was läuft da ab? Die Regionalbanken verzeichnen massive Mittelabflüsse. Viele Kunden ziehen ihr Geld jedoch nicht nur aus Sorge vor einer möglichen Bankenpleite ab. Sie haben ein Angebot erhalten, das sie nicht ablehnen konnten: Am 17. April gab Apple bekannt, Sparern, die die Apple Card benutzen, ab sofort 4,15 Prozent Zinsen anzubieten. Kooperationspartner ist Goldman Sachs. Die Kunden, die ihre „Daily Cash“-Karte um ein Sparkonto bei Goldman erweitern und dieses dann direkt im Wallet verwalten können, zahlen keine Gebühren. Sie brauchen kein Mindestguthaben, auf jeden Dollar gibt es die lukrativen Zinsen. Da kann keine altbackene Regionalbank mithalten: Sie können im US-Durchschnitt einen effektiven Jahreszins für gerade mal 0,35 Prozent anbieten, so die Berechnungen der Federal Deposit Insurance Corporation. Daher laufen die Kunden in Scharen weg von den Banken.
Die US- Notenbank Federal Reserve versucht zwar gegenzusteuern und erhöhte den Leitzins am Mittwoch um weitere 0,25 Prozentpunkte. Die neue Zinsspanne liegt damit zwischen 5,0 und 5,25 Prozent, wie die Federal Reserve (Fed) am Mittwoch in Washington mitteilte. Die Inflationsrate hatte im vergangenen Sommer ein 40-Jahres-Hoch von 9,1 Prozent erreicht. Die Zinsen, die die Leute für ihre Konten bekommen, sind davon meilenweit entfernt. Keine Bank kann sich wegen ihrer Kostenstruktur ein Angebot wie Apple leisten.
Einfacher kann Disruption daher nicht sein – zumal Apples Kriegskasse prall gefüllt ist. Natürlich gibt es auch andere Zins-Alternativen, wie etwa Geldmarktfonds. Apple hat jedoch, wie schon seinerzeit beim Einstieg ins Smartphone-Geschäft, den bequemsten Weg gefunden. Den Preis, den die Kunden zahlen, spüren sie heute noch nicht: Sie liefern Apple ihre Daten, können über ihr Geld nur noch mit Apples Erlaubnis verfügen. Funktioniert die Technik nicht oder ein Gesetzgeber verfügt die Sperrung des Kunden, dann war’s das. Das kümmert heute niemanden, weil die Leute wegen der Inflation auf jeden Cent angewiesen sind. Wie so oft in der Geschichte: Für smarte Geschäftsleute kann die Krise eine riesige Chance sein.