Wirecard: Klagen gegen Aufsichtsrat?

Die interne Kontrolle war mangelhaft, meint ein Experte für Corporate Governance. 

Markus Braun, Vorstandsvorsitzender von Wirecard.
Markus Braun, Vorstandsvorsitzender von Wirecard.Foto: dpa

Berlin-Bei Wirecard müssen sich auch die Aufsichtsräte auf Klagen von geschädigten Anlegern einstellen. Heiner Thorborg, Personalberater und Spezialist für Corporate Governance in Frankfurt am Main, sagte der Berliner Zeitung: „Ich erwarte, dass der Aufsichtsrat verklagt werden wird. Sollten die Aufsichtsräte von den Investoren verklagt werden, kann das richtig ins Geld gehen.“ Der Aufsichtsrat von Wirecard wäre für die Kontrolle von CEO Markus Braun verantwortlich gewesen. Diese Kontrolle hätte sich, so Thorborg, nicht darin erschöpfen können, mit Braun zu reden. So hatten die Wirtschaftsprüfer von Ernst & Young (EY) dem Vorstand und dem Aufsichtsrat mehrfach Berichte über Unstimmigkeiten in Südostasien zukommen lassen. Thorborg ist allerdings der Meinung, dass gegen kriminelle Energie auf kaum einer Ebene ausreichend Vorkehrungen getroffen werden können. Dennoch empfiehlt er, Wirecard zum Anlass für eine Reform in den Aufsichtsgremien zu nehmen: „Wir müssen dafür sorgen, dass ausgewiesene Fachleute in das Aufsichtsgremium kommen.“

Von der Wirecard-Pleite betroffen ist auch die Commerzbank. Vorstandschef Martin Zielke hatte den Zahlungsanbieter einst als „guten Kunden“ bezeichnet. Einen 200 Millionen Euro schweren Kredit an den Konzern, der die Commerzbank im September 2018 aus dem Dax verdrängt hatte, muss das Geldhaus wohl abschreiben. Die Vorsorge des Konzerns für Kreditausfälle dürfte auf 475 Millionen hochschnellen. Die Commerzbank sucht seit fast einem Monat nach den überraschenden Rücktritten von Aufsichtsratschef Stefan Schmittmann und Vorstandschef Martin Zielke Anfang Juli neue Chefs. Der frühere Chef der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), Hans-Jörg Vetter, ist Favorit für den Posten des Commerzbank-Aufsichtsratschefs. (mm. mit Reuters)

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