Ein Vertrauter des untergetauchten ehemaligen Wirecard-Vorstands Jan Marsalek ist laut einem Bericht der Strait Times festgenommen worden. Der 46-jährige Brite Henry S. sitze dort nun „bis auf weiteres“ im Gefängnis, berichtete die Zeitung aus Singapur. Er werde laut Süddeutscher Zeitung wegen Beihilfe zur Veruntreuung von Wirecard-Vermögen gesucht. Die Strait Times schreibt, dem Briten werde vorgeworfen, eine Fälschung veranlasst zu haben. Demnach soll bereits eine Anklage gegen S. wegen Beihilfe zur Fälschung eines Dokuments vorliegen. S. solle die in Singapur ansässige Firma Citadelle 2016 angestiftet haben, eine Saldenbestätigung zu fälschen. Mit diesem Dokument sei Wirecard-Vermögen auf einem angeblichen Treuhandkonto vorgegaukelt worden. Demnach sollen 86,4 Millionen Euro zum Stichtag 30. Dezember 2016 auf dem Konto ausgewiesen worden sein, obwohl auf dem Konto kein Geld gewesen sei.
Wirecard hatte Ende Juni Insolvenz 2020 angemeldet. Der Zahlungsdienstleister soll jahrelang seine Bilanzen gefälscht haben. Insgesamt 1,9 Milliarden Euro, die auf Treuhandkonten in Asien liegen sollten, sind nicht auffindbar. Die Wirecard-Chefetage soll über Jahre Scheingeschäfte in Milliardenhöhe verbucht haben, um das Unternehmen über Wasser zu halten und Kredite zu erschwindeln.
Verhaftung dürfte von EY mit Sorge beobachtet werden
Henry S. sei bereits am Montag festgenommen worden, berichtete die Strait Times. Am Mittwoch sei er per Video von einem Bezirksgericht in Singapur angehört worden. Die Verhaftung dürfte von den Wirtschaftsprüfern von EY mit Sorge beobachtet werden. Der zuständige Prüfer von EY hatte mit Henry S. zusammengearbeitet. Henry S. hatte einen Decknamen erhalten, von dem auch der Prüfer von EY wusste. Die Arbeit von EY wurde vom Sonderberichterstatter des Wirecard-Untersuchungsausschusses, Martin Wambach, mit heftiger Kritik bedacht.
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Zwar gelangte der Bericht offiziell nur geschwärzt in die Öffentlichkeit. Doch nach Informationen der Berliner Zeitung soll der Sonderberichterstatter vor allem hervorgehoben haben, dass die Buchführung im Hinblick auf Drittpartner-Geschäfte (TPA) bei weitem nicht den Standards der ordnungsgemäßen Buchführung entsprochen haben sollen. An der Schnittstelle zu diesen Geschäften wirkte Henry S. EY erteilte Wirecard jahrelang einen uneingeschränkten Bestätigungsvermerk. Die Wirtschaftsprüfer bestreiten jegliche Art von Fehlverhalten.