Die Corona-Pandemie hat nach Einschätzung eines von WHO und Weltbank gegründeten Gremiums nie dagewesene zerstörerische Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft weltweit. Die Kosten der Pandemie beliefen sich auf mehr als elf Billionen US-Dollar (umgerechnet etwa 9,3 Billionen Euro), bezifferten die Mitglieder des Global Preparedness Monitoring Board (GPMB) in einem am Montag veröffentlichten Bericht. Dem Pandemiebericht zufolge sind die gesundheitlichen, sozialen und wirtschaftlichen Konsequenzen von Covid-19 „katastrophal“. Die Langzeitfolgen werden noch über Jahrzehnte zu spüren sein, wie es heißt.
Die Weltbank rechnet in einer konservativen Schätzung in den nächsten Jahren mit einem Verdienstverlust der jüngeren Generation als Folge pandemiebedingter Bildungsdefizite in Höhe von etwa zehn Billionen US-Dollar.
In dem Bericht heißt es: „Über die Gesundheit hinausgehend waren die sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen von Covid-19 umfassend und schwerwiegend. Innerhalb weniger Wochen schlossen Unternehmen, Industrien wurden am Boden zerstört und Hunderte Millionen Arbeitsplätze wurden unterbrochen oder gingen verloren. Die Pandemie könnte im Jahr 2020 fast 100 Millionen Menschen zusätzlich in extreme Armut treiben.“
Länder mit niedrigerem mittlerem Einkommen seien besonders anfällig für langfristige soziale Probleme und wirtschaftlichen Schäden – aufgrund ihrer begrenzten monetären und steuerlichen Kapazitäten. Weiter heißt es: „Beschränkungen und Importstopps haben die landwirtschaftliche Produktion verlangsamt und Unsicherheit bei der Versorgung mit Lebensmitteln weltweit ausgelöst.“ Mehr als eine Milliarde Kinder seien vom Schulbesuch abgehalten worden. Dies könne zu einem dauerhaften Anstieg der Abbrecherquoten führen. Die Weltbank sieht langfristige Folgen für die jüngere Generation infolge von Schulschließungen und einer globalen Rezession. Neben den wirtschaftlichen Folgen sehen WHO und Weltbank einen Anstieg der Gewalt sowie des Alkohol- und Drogenmissbrauchs.
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Dem 15-köpfigen Expertenteam, das von der Weltgesundheitsorganisation und der Weltbank einberufen worden war, gehört unter anderem der US-Immunologe Anthony Fauci an, der das Weiße Haus berät. Auch Norwegens ehemalige Ministerpräsidentin und Ex-WHO-Chefin Gro Harlem Brundtland ist Mitglied des GPMB. Die Weltgemeinschaft habe trotz zahlreicher Warnungen versagt, sich entsprechend auf den Fall einer Pandemie vorzubereiten, bemängeln die Experten. Davor hatten sie in ihrem Vorjahresbericht eindringlich gewarnt und die weltweiten Vorsichtsmaßnahmen für „völlig unzureichend“ erklärt.
Das Virus habe die Welt in einem Zustand von Unordnung getroffen und der Menschheit einen irreparablen Schaden zugefügt.
Um die Auswirkungen der derzeitigen Pandemie abzumildern und einer künftigen vorzubeugen, fordern die Experten die Weltgemeinschaft auf, in Maßnahmen zur Vorbeugung zu investieren. „Es würde 500 Jahre dauern, um so viel in die Prävention zu investieren wie die Welt aufgrund von Covid-19 verliert.“ Außerdem ruft das Gremium zu einer stärkeren internationalen Zusammenarbeit auf. „Niemand ist sicher, bis alle sicher sind.“
Eine Pandemie sei ein weltweites Ereignis und erfordere entsprechende Handlungsmaßnahmen. Die Experten raten auch dazu, Organisationen wie die Vereinten Nationen (UN) und die WHO zu stärken sowie in Gesundheitssysteme zu investieren. Für besonders entscheidend im Umgang mit der Pandemie halten sie darüber hinaus eine verantwortungsvolle politische Führung und einen ebensolchen Umgang der Menschen miteinander. Jedem Einzelnen komme die Verantwortung zuteil, Sicherheitsmaßnahmen während einer Pandemie zu befolgen und die Schwächsten zu schützen. (mit dpa)