Mieterbund-Präsident: „Alles, was legal ist, wird in den nächsten Jahren ausgenutzt werden“

In Berlin trifft die Wohnungsnot bereits die Mittelschicht. Der Präsident des Deutschen Mieterbundes warnt vor sozialen Verwerfungen.

Die Wohnungssuche wird auch in Berlin immer härter.
Die Wohnungssuche wird auch in Berlin immer härter.Monika Skolimowska/dpa

Es sind drastische Worte vom Präsidenten des Deutschen Mieterbundes, Lukas Siebenkotten. „Alles, was legal ist, wird an Mietsteigerungen in den nächsten Jahren ausgenutzt werden“, sagt er den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Somit dürfen auch Berliner in den kommenden Jahren mit weiterhin deutlich steigenden Mieten rechnen. „Die Mieten werden deutlich stärker als die Löhne steigen“, sagt er.

Siebenkotten kritisiert, dass derzeit zu wenig neue Wohnungen gebaut werden. „Wenn es so weitergeht, dann wird die Zahl derer, die 40 Prozent oder mehr für die Miete ausgeben müssen, in den nächsten Jahren drastisch steigen – das wären dann mehr als fünf Millionen Haushalte.“ Es brauche mehr Fördermittel, um Wohnen bezahlbar zu halten. Außerdem müssten private Finanzierer dazu gebracht werden, in den sozialen Wohnungsbau zu investieren.

Im schlimmsten Fall drohen laut dem Verbandspräsidenten soziale Verwerfungen. In der Politik sei der soziale Sprengstoff offenbar noch nicht deutlich genug angekommen. Siebenkotten rechnet damit, dass zeitnah bei der Bruttokaltmiete im Bestand ein Durchschnitt von zehn Euro pro Quadratmeter erreicht wird. Derzeit liegt der Durchschnitt bei knapp neun Euro.

Wenn aktuelle Mietentwicklungen anhalten, werde sich die Wohnungsnot in Berlin auf weitere Teile der Gesellschaft vergrößern – auch die Mittelschicht werde zunehmend betroffen sein. Insbesondere Familien mit vielen Kindern, Studenten, alte Menschen und Menschen mit Behinderungen werden es immer schwerer haben, in Berlin eine bezahlbare Wohnung zu finden.

Die Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen befindet sich nämlich weiterhin im Sinkflug. Im vergangenen März wurden nur 24.500 neue Wohneinheiten genehmigt, knapp 30 Prozent weniger als im März 2022. Als Ursache für die rückläufigen Zahlen der Bauvorhaben gelten erhöhte Baukosten und ungünstige Finanzierungsbedingungen.