Trotz eines anziehenden Neubau-Tätigkeit wird es in Deutschland nach Einschätzung der Immobilienbranche noch geraume Zeit einen erheblichen Wohnungsmangel geben. Insgesamt fehlten hierzulande derzeit rund 500.000 Wohnungen in Mehrfamilienhäusern, sagte der Präsident des Bundesverbands deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW), Axel Gedaschko, am Montag in Berlin.
Zwar nehme die Zahl der fertiggestellten Wohnungen inzwischen deutlich zu und dürfte im laufenden Jahr bei rund 126.000 liegen, sagte der GdW-Chef. Seit der Jahrtausendwende sei aber regelmäßig zu wenig gebaut worden, weshalb sich ein erhebliches Defizit aufgetürmt habe. Die verstärkte Zuwanderung nach Deutschland werde in den kommenden Jahren die Nachfrage nach Wohnraum noch einmal verstärken, sagte Gedaschko. „Wir gehen davon aus, dass in den nächsten Jahren auch angesichts der hohen Zuwanderungsraten 200.000 Wohnungen pro Jahr allein im Geschosswohnungsbau hinzukommen müssten.“
Gegen die Mietpreisbremse
Im GdW sind rund 3.000 öffentliche, private und genossenschaftliche Wohnungsunternehmen organisiert. Sie bewirtschaften rund sechs Millionen Mietwohnungen in Deutschland. Vehement stemmte sich der Verband am Montag gegen die von Verbraucherschutzminister Heiko Maas (SPD) geplante Einführung einer Mietpreisbremse. Der Wohnungsneubau werde auf diese Weise ausgebremst, sagte Gedaschko. „Die Folge wäre eine weitere Verknappung des Wohnungsangebots in den Ballungsräumen“, sagte er. Auch Investitionen in die Modernisierung würden so verhindert. Den Investoren machten überdies steigende Baupreise und Steuern das Leben schwer.
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Minister Maas will den Preisanstieg bei der Wiedervermietung von Bestandwohnungen per Gesetz bremsen. Nach seinen Vorstellungen sollen die zulässigen Mieten nur noch maximal zehn Prozent über der ortsüblichen Vergleichsmiete liegen dürfen. Allerdings trifft Maas auf erheblichen Widerstand aus den Reihen der Koalitionspartner CDU und CSU. In deutschen Ballungsräumen wie Berlin, Frankfurt, Köln, Hamburg und München steigen die Wohnungsmieten sprunghaft an, etliche Gering- und Normalverdiener können sich keine angemessene Unterkunft mehr leisten. Auch in Hochschul-Städten fehlt es an Wohnungen.
Anderswo hingegen gibt es nach wie vor ein erhebliches Überangebot an Wohnungen. Das gilt insbesondere für die neuen Bundesländer. Bei den GdW-Unternehmen in ostdeutschen Flächenländern steht weiterhin fast jede zehnte Wohnung leer, sagte Gedaschko. Noch immer werden durch Abriss Wohnungen vom Markt genommen, um Quartiere zu stabilisieren und einer Verwahrlosung entgegenzuwirken. In Westdeutschland hingegen ist die Leerstandsquote viel geringer: Sie lag Ende vergangenen Jahres nur noch bei 2,3 Prozent, wobei es aber erhebliche regionale Unterschiede gibt.