Es gibt schönere Zeiten für Amtsantritte: Am Freitag wird Detlev Drenckhahn neuer Deutschland-Chef des WWF, der wohl mächtigsten Naturschutz-Organisation der Welt – und muss sich gleich um schwere Vorwürfe gegen die Umweltstiftung kümmern. Seit ein deutscher Autor dem World Wide Fund For Nature in einem Film und einem Schwarzbuch vorwirft, der Umwelt durch Kooperation mit Konzernen zu schaden, ist der WWF in den Negativschlagzeilen.
Es ist für den WWF wohl ein Glück, dass gerade Drenckhahn, 68, nun Stiftungsratschef wird: Der Medizinprofessor der Uni Würzburg wirkt so versöhnlich wie verbindlich – und kennt den WWF wie kaum ein zweiter: Seit 1986 Mitglied, leitete er wissenschaftlichen Beirat, später Programmausschuss, war seit 2005 Präsident. Als Deutschlandchef folgt er Michael Otto, Ex-Chef des Versandhauskonzerns, der das Ehrenamt seit 1994 innehatte. Drenckhahn will sich auf die Einnahmen konzentrieren und „den deutschen Beitrag zum internationalen Naturschutz verdoppeln“, sagt er der FR – und betont, dass das meiste Geld aus Spenden und nicht von Firmen komme.
Die derzeitige Kritik teilt er in zwei Kategorien: Unseriöse wie die des Journalisten Wilfried Huismann, gegen dessen Falschaussagen im Film "Der Pakt mit dem Panda" der WWF vor Gericht zog und gewann. Darauf hingewiesen, nahmen viele Ketten auch sein Buch aus dem Programm, noch ehe ein Gericht nächste Woche darüber entscheidet.
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Zur seriösen Kritik zählt die am WWF-Kompromisskurs. Drenckhahn gibt zu, diese Arbeit sei eine Gratwanderung: Der WWF gehe auf Konzerne zu, um ihnen Zugeständnisse abzuringen. Wenn eine Firma durch eine Kooperation ein Drittel weniger Wald rode als sie dürfte, könne man das als Erfolg sehen – oder wie die Kritiker als Zustimmung zur Abholzung des Restes. Doch so sehr ihn Aktivisten wie Greenpeace begeistern, die den Konflikt suchen, sagt der Chef: „Es muss sich auch jemand mit Konzernen an einen Tisch setzen, um sie dazu zu bringen, doch etwas für die Natur zu tun.“