Der kriminelle Wochenrückblick: Die Brandstifter werden immer jünger

In der zurückliegenden Woche ging es auf den Berliner Straßen wieder brutal zu. Unser Crime-Reporter Andreas Kopietz zieht wie jede Woche Bilanz.

Am letzten Sonntag in der Hannemannstraße im Neuköllner Ortsteil Britz.
Am letzten Sonntag in der Hannemannstraße im Neuköllner Ortsteil Britz.Moris Pudwell

Das neue Jahr begann mit berlintypischen Klassikern: mit brennenden Autos. Allein zwischen der Silvesternacht und Montag standen stadtweit 26 Fahrzeuge in Flammen – von Spandau über Neukölln bis nach Marzahn. In fast allen Fällen geht die Polizei von mutwilliger Brandstiftung aus.

Doch nicht nur Autos haben für Zündler – die offenbar immer jünger werden – einen Reiz. In einem Keller in Staaken soll ein 14-Jähriger am Sonntagnachmittag Feuer gelegt haben. Ein 13-jähriger Junge sah den Rauch und den mutmaßlichen Täter fliehen. Er rief die Feuerwehr, informierte die Hausbewohner und gab der Polizei eine genaue Beschreibung des mutmaßlichen Täters. Zivilbeamte konnten den 14-Jährigen festnehmen. Jetzt prüfen die Ermittler, ob er weitere Brände gelegt hat.

Mit unglaublicher Brutalität überfielen am Montagabend drei Maskierte in Neukölln den Inhaber eines Spätkaufs in der Lahnstraße. Sie prügelten mit einem Baseballschläger auf den 53-Jährigen ein und stachen auch mit einem Messer zu. Mit dem Geld aus der Kasse und flüchteten sie. Der Mann kam in eine Klinik.

In der Nacht zum Mittwoch wurde dann schon wieder ein Auto angezündet - diesmal in Lichterfelde. Der BMW brannte aus.

Am Mittag desselben Tages entdeckte ein Vorstandsmitglied des Lesben- und Schwulenverbands (LSVD) auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde ein geschändetes Grab. Es gehört der Transfrau, die sich am 14. September im Alter von 40 Jahren auf dem Alexanderplatz selbst verbrannt hatte. Die Kerzen waren zertreten und der Blumenschmuck zerstört, es fand sich ein Benzinkanister mit der Aufschrift „on fire“. Der LSVD bittet jetzt, dass sich Zeugen der Schändung bei der Polizei melden. Und es bleibt die Frage: Wo kommt so ein Zynismus her?

Am Donnerstag versuchten dann Kriminelle auf rabiate Weise an Geld zu kommen. Sie sprengten im Vorraum eines Supermarktes in Wilmersdorf einen Geldautomaten – auch fast schon ein Berlin-Klassiker. An das Geld gelangten sie jedoch nicht. Das hätte ihnen ohnehin nicht viel genützt. Denn beim Öffnen der Kassetten explodieren Patronen mit „Raubstopp-Tinte“, die sich über alle Scheine ergießt und sie unbrauchbar macht. Da helfen dann auch gründlichste Geldwäsche-Versuche nichts.


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