„Tatort“ am Sonntag: Ein Fall, der gehörig auf den Sack geht

Johanna Wokalek glänzt als Ex-Knacki, die als neuer Mensch aus dem Gefängnis zurückkehrt. Nach den wirren vergangenen Wochen kehrt beim „Tatort“ Ruhe ein.

Erst muss sich Kommissar Berg über eine penetrante Handy-Filmerin ärgern und dann hat er auch noch Hundescheiße am Schuh.
Erst muss sich Kommissar Berg über eine penetrante Handy-Filmerin ärgern und dann hat er auch noch Hundescheiße am Schuh.SWR

Die ersten Szenen zeigen eine Frau auf ihrem langen Gang aus dem Gefängnis. Am Ende des Films läuft sie einsam durch das Polizeipräsidium. Die ehemalige Strafgefangene Sara Manzer (Johanna Wokalek) steht ganz im Mittelpunkt dieses Schwarzwald-„Tatorts“. Die Tochter eines Verlegers hatte einst die tödlichen Messerstiche auf ihren Vater gestanden und wird nun nach fünf Jahren auf Bewährung entlassen. Eine Schulfreundin hat eine Willkommensfeier organisiert, bei der sie auch ihr Ex-Mann, ihre Tochter sowie eine Knastfreundin begrüßen. Vor dem Haus wartet ein ehemaliger Polizist, dessen Passion unaufgeklärte Verbrechen sind. Am nächsten Morgen liegt er erstochen im Wald.

Die Kommissare Franziska Tobler (Eva Löbau) und Friedemann Berg (Hans-Jochen Wagner) befragen nicht nur Saras Umfeld, sondern müssen auch den alten Fall aufrollen – so wie ihre Kölner Kollegen vor einer Woche! Ein Verhörvideo zeigt, dass die Verdächtige damals stark unter Druck gesetzt wurde. Hauptdarstellerin Johanna Wokalek, die tatsächlich aus Freiburg stammt, zeigt hier zwei verschiedene Frauen: Die frühere Sara war aufgebrezelt, rotzig und arrogant, die neue Sara wirkt sanft und zurückgenommen. War ihr Geständnis etwa ein radikaler Bruch mit dem Lotterleben im Dauerrausch, gar eine Art selbst auferlegte Buße?

Keine Ausbrüche zu erwarten

Auf jeden Fall zieht diese Figur die Aufmerksamkeit und das Mitgefühl voll auf sich. Autorin Astrid Ströher und Regisseur Kai Wessel erzählen die traditionelle Story vom Ex-Knacki, der ein neues Leben beginnen will, aber von der Vergangenheit eingeholt wird, aus einer ungewohnten Perspektive – und dank des dezent-konzentrierten Spiels von Johanna Wokalek bleibt dieses Drama auch spannend. Saras Energie blitzt nur auf, als sie sich bei ihrem neuen Job in einer Tellerspüle gegen einen zudringlichen, schmierigen Chef resolut zur Wehr setzt.

Die Recherchen von Tobler und Berg dagegen gestalten sich immer zäher, drehen sich schließlich im Kreis – so dass Berg, der erst gegen eine penetrante Handy-Filmerin, dann gegen Hundescheiße am Schuh kämpfen muss, genervt ausruft, dass ihm dieser Fall gehörig „auf den Sack gehe“. Der unaufgeregte, kumpelige Umgang der beiden Ermittler passt zu einem konventionellen, aber durchaus stimmigen Krimi. Wirre, exaltierte Ausbrüche gab es in den „Tatorten“ der letzten Monate ja genug.

Wertung: 3 von 5 Punkten

Tatort: Saras Geständnis, So, 13.2., 20.15, ARD

Dieser Text ist in der Wochenendausgabe der Berliner Zeitung erschienen – jeden Sonnabend am Kiosk oder hier im Abo.