Ludwigshafener „Tatort“: Auf der Spur eines Narzissten

Das Ermittler-Team muss den Mord an einem Späti-Besitzer klären. Der Verdächtige ist ein Narzisst. Macht ihn das zum idealen Mörder? Die Kritik.

„Der böse König“: Hinter der Kasse des Nachtkiosks findet Anton Maler (Christopher Schärf, rechts) die Leiche von Sandro Esposito (Christoph Gaugler).
„Der böse König“: Hinter der Kasse des Nachtkiosks findet Anton Maler (Christopher Schärf, rechts) die Leiche von Sandro Esposito (Christoph Gaugler).Foto: SWR/Benoit Linder

Berlin-Ein klassischer Ratekrimi ist der „Tatort“ ja immer seltener. Und selbst wenn, dann überrascht die Auflösung nur selten. Wie gerade erst im Saarbrücker Fall, wo man schon im Vorspann darauf wetten konnte, dass ein Kai Wiesinger bestimmt nicht nur als Nebenfigur besetzt wird. Viel häufiger bauen die Sender dagegen auf offene Psycho-Duelle, die schauspielerisch ergiebiger sind. 

Auch im Ludwigshafener Fall „Der böse König“ ist der Hauptverdächtige schon in den ersten Szenen zu sehen: Ein Kunde (Christopher Schärf) beugt sich seltsam ungerührt über den erschlagenen Späti-Besitzer. Kommissarin Johanna Stern (Lisa Bitter), vor sieben Jahren als psychologisch geschulte Fall-Analytikerin zum Team gestoßen, merkt bei der Video-Befragung sofort, dass dieser Anton lügt: Seine „Mikro-Expressionen“ verraten ihn, seine Pupillen weiten sich bei bestimmten Aussagen.

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Immer klarer wird, dass es sich bei dem Mann um eine narzisstisch gestörte Person handelt, Stern diagnostiziert ein massives „Grandiositätsverlangen“. Das Symptom ist ja gar nicht so selten: In den Medien wimmelt es schließlich von Leuten, die sich für die Allergrößten halten! Anton Maler, der sich „Antoine“ nennt, behauptet, er sei der beste Student, der cleverste Webdesigner und der fürsorglichste Freund – dabei hat er gerade seinen Job als Paketbote verloren.

Ein Etikettenschwindel

Mit Christopher Schärf, der schon in einem Wiener „Tatort“ mal eine Hauptrolle spielte, ist wohl nicht zufällig ein Österreicher eingesetzt worden: Sein Wienerisch klingt ungemein blasiert und arrogant. Er liefert das Paradebeispiel eines Narzissten – und natürlich drängt sich der Vergleich zu Figuren wie Donald Trump geradezu auf. In die Auseinandersetzung mit Kommissarin Stern geht er zunächst als Charmeur, bringt Blumen mit, versucht, mit ihr zu flirten, kreuzt bei ihr abends auf.

Lisa Bitter darf sich in diesem Fall stärker einbringen: Ihre Johanna Stern ist nicht nur rational-professionell, sondern wird in der Sorge um ihre Kinder immer emotionaler. Zu einem echten Psycho-Thriller aber entwickelt sich der Film von Martin Eigler (Buch und Regie) nicht – und warum die ARD den Ludwigshafener Krimi als „Lena-Odenthal-Tatort“ ankündigt, ist auch nicht mehr recht verständlich. Ulrike Folkerts spielt diesmal eher eine Nebenrolle.

Tatort: Der böse König, So, 11.4., 20.15 Uhr, ARD

Wertung: 2 von 5 Punkten

Dieser Text ist in der Wochenendausgabe der Berliner Zeitung erschienen – jeden Sonnabend am Kiosk oder hier im Abo.