Berlin-Der popkulturelle Beitrag Russlands für die Welt hielt sich zu Zeiten der Sowjetunion stark in Grenzen. Damals war eigentlich überhaupt gar nichts en vogue, was aus der UdSSR kam. Und dass Russisch in der DDR ein Pflichtfach war, erzeugte dort zusätzliche Abneigung. Allein der Anblick kyrillischer Buchstaben, aus denen sich die trockenen, ideologisch gefärbten Wortwüsten in real existierenden Russischlehrbüchern zusammensetzten, widerte die meisten Pubertierenden an – und ließ die englischen Songtexte von den Pet Shop Boys oder Bananarama umso schillernder erscheinen.
Heute ist das anders. Denn die Russen haben sich nach der Perestroika kontinuierlich aus ihrem Style-Tief herausgearbeitet und überzeugen neuerdings mit ästhetischer Credibility, die das Klischee der überkandidelten Geschmacksverirrung russischen Oligarchentums längst überwunden hat. So ist es auch nicht verwunderlich, dass es ein Sweatshirt oder eine Jacke mit dem Schriftzug „PACCBET“ bei so ausgewählten Adressen wie der Berliner „Comme des Garçons“-Boutique in der Linienstraße zu kaufen gibt.
Die Streetwear-Marke Rassvet (zu deutsch: „Sonnenaufgang“) entstand im Umfeld einer russischen Skater-Community um den Moskauer Modedesigner und Fotografen Gosha Rubchinskiy und den Pro-Skater Tolia Titaev. Nachdem der „Comme des Garçons“-CEO Adrian Joffe eine T-Shirt-Serie von Rubchinskiy im Dover Street Market in London entdeckt hatte, bot er ihm die Schirmherrschaft für die Entwicklung von Rassvet an. 2016 wurde das Brand dann offiziell aus der Taufe gehoben und von Comme des Garçons tatkräftig bei Entwicklung, Vertrieb und Marketing unterstützt. Mit Erfolg.
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Zweimal jährlich erfreut die Marke seitdem mit Unisex-Basics aus hoch volumiger und robuster Baumwolle made in Europe: T-Shirts, Sweatshirts, Jeans, Caps und Socken plus Sneaker-Editionen und Boards. Alles, was das Skater- und Streetwear-Herz begehrt. Neben der wirklich guten textilen Qualität bringen die Prints die postsowjetische Coolness auf den Stoff. Und dann sind sie eben plötzlich superhip, diese in DDR-Schulen einst so verhassten kyrillischen Buchstaben.
Rassvet gibt es unter anderem bei Comme des Garçons, Linienstraße 115 in Berlin-Mitte oder im Onlineshop.
Dieser Text ist in der Wochenendausgabe der Berliner Zeitung erschienen – jeden Sonnabend am Kiosk oder hier im Abo.