„Tatort“ aus Köln: Geiselnahme auf dem Rhein

Ein Lehrer, der für den Missbrauch seiner Schülerin verurteilt wurde, will sich an seinen Anklägern rächen. Das bleibt bis zum Ende spannend.

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Geiseln in spe: eine Oberstaatsanwältin (Christina Große) und ihre Tochter (Anna Bachmann).WDR/Bavaria Fiction GmbH/Thomas

In den Vorabendkrimis der ARD schippert man schon seit längerem regelmäßig über die Flüsse und Seen, die TV-Wasserschutzpolizei WAPO ist auf dem Bodensee, in Berlin und Duisburg zugange. Mehr als 80 Fälle aber mussten vergehen, bis ein Kölner „Tatort“ tatsächlich mal mitten auf dem Rhein spielt und dabei die markante Silhouette der Domstadt nutzt.

In „Hubertys Rache“ kapert ein Geiselnehmer mit einer Pistole ein Ausflugsschiff und droht mit einer Bombe im Maschinenraum. Ein Maschinist, der ihn in der Nacht zuvor auf dem Schiff überrascht hatte, wird tot am Ufer aufgefunden. Der Ex-Lehrer Huberty (Stephan Kampwirth) war vor Jahren wegen Missbrauchs einer 14-jährigen Schülerin verurteilt worden und fordert nun ultimativ, dass alle Beteiligten seiner Anklage aufs Schiff gebracht werden. Die Staatsanwältin (Christina Große) ist schon an Bord.

Der Täter sieht sich als Opfer

Huberty ist nicht einfach ein rachsüchtiger Psychopath, seine Rhetorik weist ihn vielmehr als typischen Wutbürger aus. Immer wieder schwadroniert er darüber, dass er Opfer einer Verschwörung, eines Regimes sei, gegen das er erbittert Widerstand leisten müsse. Kommissar Schenk (Dietmar Bär) kommentiert trocken: „Heutzutage glaubt jeder Depp, er hätte das Recht durchzudrehen!“ Kollege Ballauf (Klaus J. Behrendt) dagegen belässt es nicht bei Ansprachen aus der Ferne: Er geht in der Rolle eines Immobilienbesitzers, dem Huberty vorwirft, er habe ihn hinausgeklagt, den er aber nie gesehen hatte, auf den Kahn.

Ob es besonders plausibel ist, dass lang gediente Beamte im Fernsehkrimi immer wieder freiwillig ihr Leben riskieren, sei mal dahingestellt – auf jeden Fall bringt es zusätzliche Spannungsmomente.  Christina Große und Klaus J. Behrendt spielen die Gegenparts des Geiselnehmers, dessen Erregung und Verzweiflung immer weiter ansteigen – und wie Stephan Kampwirth das spielt, ist tatsächlich faszinierend und bedrohlich zugleich. Emotionaler Höhepunkt des Krimis ist ein Videotelefonat zwischen Huberty und seinem damaligen Opfer (Mathilde Bundschuh). Insgesamt gelingt es den Autoren Eva und Volker Zahn und Regisseur Markus Weiler, den Spannungspegel immer weiter anschwellen zu lassen – während das gekaperte Schiff im strömenden Rhein mit laufendem Motor auf der Stelle steht.

Wertung: 4 von 5 Punkten

Tatort: Hubertys Rache, So, 27.3., 20.15, ARD

Dieser Text ist in der Wochenendausgabe der Berliner Zeitung erschienen – jeden Sonnabend am Kiosk oder hier im Abo.