Wie gefährlich ist Berlin? Der kriminelle Wochenrückblick von Andreas Kopietz
In der zurückliegenden Woche ging es auf unseren Straßen wieder brutal zu. Unser Crime-Reporter Andreas Kopietz zieht wie jede Woche Bilanz.

Berlin-Wir leben in der Stadt des Hauens und Stechens, der Raser, Zündler und Schmierfinken. In der Nacht zum Montag wurde in Wedding ein Elektroroller und in Staaken ein Mercedes angezündet. Tags darauf brannten in Kreuzberg ein BMW, ein Tesla, ein VW und ein Fiat und in der Nacht zum Donnerstag ein Motorroller und ein Lkw. Von Januar bis jetzt zählte Berlins Polizei 138 brennende Autos.
Wie im Film lief es in der Nacht zu Dienstag ab. Weil er raste und Ampeln ignorierte, fiel in Kreuzberg ein BMW einer Zivilstreife auf, die die Verfolgung aufnahm. Die Jagd ging über die A100 bis zum Adenauerplatz – wieder über rote Ampeln. Als Fahnder und Funkwagen aufschließen konnten, kollidierten sie mit dem BMW. Dessen vier Insassen im Alter zwischen 22 und 26 Jahren wurden gefasst.
Am Abend pöbelte eine betrunkene 60-Jährige in einem Bus in Tempelhof Fahrgäste fremdenfeindlich an. Einer verbat sich das und wurde ebenfalls beleidigt. Die Frau versuchte, den Mann zu treten. Als eine andere Frau ihm zur Hilfe kam, schüttete die Pöblerin ihr den Inhalt ihrer Bierdose ins Gesicht.
In der Nacht zum Mittwoch beschmierten auf einem U-Bahn-Abstellgleis in Wilmersdorf zehn Sprayer acht Waggons. Als die zehn über einen Notausstieg den Tunnel verließen, wurden sie von Polizisten empfangen.
Vor dem Polizeiabschnitt 16 in Prenzlauer Berg blieb am selben Tag ein Transporter mit Anhänger stehen. Der Fahrer öffnete die Motorhaube. Ein Polizist, der ihm Hilfe anbot, sah, dass der Motor nur mit einem Spanngurt befestigt war. Die Handbremse war funktionslos, der Auspuff mit Gummibändern fixiert, eine Hecktür wurde nur von einem Scharnier gehalten, Kupplung und Anhänger-Elektrik waren kaputt. Das Auto war zuvor in einen Unfall verwickelt, von dem der Fahrer geflüchtet war.
Am Donnerstag sah ein Feuerwehrmann in Reinickendorf zwei Männer, die Autos anzünden wollten. Als er zu ihnen hinging, bekam er einen Messerstich in den Arm. Die Täter flüchteten über den U-Bahnhof Lindauer Allee.
Auf der Avus bedrängte in der Nacht zum Freitag der Fahrer eines Audi andere von hinten. Er überholte auch rechts einen zivilen Videomesswagen der Polizei. Statt der erlaubten 80 fuhr er 187 km/h. Seinen Führerschein ist der 26-Jährige los.
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