Will Smith und Rapper Fat Comedy: Nehmt das nächste Mal doch einfach Knüppel!
Toxische Maskulinität für reaktionäre Männerbünde: Warum die Ohrfeigen gegen die Comedians Oliver Pocher und Chris Rock ein Rückschritt sind.

Sicherlich gibt es eine Menge Männer, die sich in Will Smith wiedererkennen. Hat der amerikanische Schauspieler, bislang nicht als notorischer Macker auffällig geworden, mit seiner Ohrfeige für Chris Rock endlich mal wieder für einen Moment echter Männlichkeit gesorgt. Vorbei all das weichgespülte Geschwätz von der genderfluiden Diversity und der Gleichberechtigung der Geschlechter.
Die Ohrfeige, die Smith dem Comedian Chris Rock verpasst hat, war ein ureigener Moment amerikanischen Heldentums: Mann verteidigt Ehre der Frau. Ganz klassische Rollenverteilung. Während Jada Pinkett auf ihrem Platz blieb und Rocks müden Witz über ihre Glatze mit einem passiv-aggressiven Augenrollen abstrafte, stürmte ihr Mann Will Smith auf die Bühne, um mit einem ganz besonderen Moment toxischer Maskulinität Oscargeschichte zu schreiben.
Wer ist eigentlich Fat Comedy
Mit dieser Aktion hat sich der der Scientology Church positiv gegenüberstehende Smith eindeutig für den nächsten Wahlkampf der Republikaner empfohlen und bewiesen, dass all seine Beschwörungen einer gleichberechtigten Partnerschaft zwischen Mann und Frau nichts als leeres Geschwätz waren. Welch‘ Moment hätte das sein könne, wenn Jada Pinkett auf die Bühne gestürmt wäre und dem frauenfeindlichen Humor Rocks Einhalt geboten hätte. Es hätte ja keine körperliche Gewalt sein müssen, man kann Menschen auch mit Worten Einhalt gebieten.
Das hätte sich sicherlich auch Oliver Pocher gewünscht, ebenfalls Comedian, wenn auch weniger talentiert und berühmt als Chris Rock. Auch Pocher wurde Opfer dümmlichen Männlichkeitsgehabes und bekam die Faust des bis dato wenig bekannten Rappers Fat Comedy zu spüren, der - welch‘ Überraschung - die Ehre eines anderen Rappers verteidigen wollte.
Der Musiker begründete den Angriff später über Instagram mit seiner Abneigung gegen Pocher. Testosterongeballer gegen Comedians in Deutschland ist indes keine neue Sache. Bereits in den 90ern schlug der fast in Vergessenheit geratene deutscher Hiphopper Moses P. den Komiker Stefan Raab wegen schlechter Witze auf einer Bühne ins Gesicht. Nur, dass seitdem mehrere Jahrzehnte vergangen sind. In vielen Männerhirnen herrscht allerdings wohl immer noch die Steinzeit.