DDR-Schüler : Keine Ahnung, was als Nächstes passieren wird
Wenn die Schule von einem Tag auf den anderen aus dem Leben der Jugendlichen verschwindet, treten sie ins Leere. Schüler in der DDR haben genau das 1990 erlebt. Es hat ihnen nicht unbedingt geschadet, schreibt Sabine Rennefanz.

Berlin - Als Kind war ich auf einem Rummelplatz einmal in einem Raum voller Spiegel. Ich ging hinein, erst ganz forsch, dann vorsichtiger. Die Menschen, die ich in den Spiegeln sah, wirkten wie Monster, mit riesigen Köpfen und kleinen kurzen Beinen. Ich ging weiter und stand plötzlich Kopf, als wäre die Schwerkraft aufgelöst, ins Gegenteil verkehrt. Der nächste Spiegel verschluckte Arme, Beine, Rumpf. Mein Kopf schwebte ohne Körper, wie ein Aladin, aber ohne magische Kräfte. Wenn ich in der vergangenen Woche von der Unsicherheit der Abiturschüler gelesen habe, die nicht wissen, ob sie ihre Prüfungen schreiben oder ob sie ein Not-Abitur ablegen werden, die sich Sorgen machen um Verwandte und ihre Zukunft, dann fiel mir das Spiegelkabinett ein. Es beschreibt mein Gefühl im Jahr 1990, ein Gefühl der Verlorenheit.
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