Berliner Firma Levcon baut autonom fahrenden Klein-Lkw

Das Unternehmen aus Siemensstadt entwickelt einen Laster mit E-Antrieb, der ohne Fahrer unterwegs sein kann, zum Beispiel in Lagerhallen.

Berlin-Siemensstadt-„Alles, was man mit einem normalen Antrieb machen kann, ist ja schon zu einem sehr hohen Grad entwickelt“, sagt Gründer Markus Wozniak-Mauersberger. „Jetzt geht es darum, mit neuen Technologien wieder neue Lösungen zu schaffen.“ Und die können geradezu banal sein. So dürfen Verbrennerfahrzeuge nicht in jede Lagerhalle fahren, sondern müssen davor halten. Bei Lastern mit E-Antrieb besteht dieses Problem nicht.

Ist das die Zukunft? Lkws können mit elektrischen Antrieb ausgestattet werden.
Ist das die Zukunft? Lkws können mit elektrischen Antrieb ausgestattet werden.

Zwar ist auch für die Industrie das Ladenetz noch nicht ausgereift genug, um gleich mehrere Hundert Kilometer zurücklegen zu können, vielfach werden Lkw aber auch auf kurzen Strecken zwischen mehreren Betriebsgeländen eingesetzt, erklärt der Levcon-Gründer. „Es muss darum gehen, für jedes Problem, den passenden Antrieb zu finden“, sagt er, ohne die anderen Antriebslösungen komplett verteufeln zu wollen.

Er und Mitgründer Gennadij Vaisman haben Levcon 2017 gegründet. Ihr bekanntestes Gefährt ist bislang der Tectrike, ein Lastenrad für die Industrie. Mitarbeiter in großen Industrie-Hallen müssen oftmals mehrere Kilometer am Tag zu Fuß zurücklegen. „Das kostet Arbeitszeit und Arbeitskraft“, sagt Wozniak-Mauersberger. Für dieses Problem hätten sie den Tectrike entwickelt.

50 Kunden deutschlandweit

Ihre Entwicklungen entstehen so gut wie nie in kompletter Eigenregie. Für fast alle Projekte arbeitet Levcon mit Partnern zusammen, die große Teile der Produktion übernehmen. So auch bei ihrem nächsten großen Projekt. 2020 soll mithilfe von Levcon ein autonom fahrender Klein-Lkw auf den Markt kommen. Dafür soll ein bestehendes Modell des Unternehmens umgerüstet werden – von E-Auto mit Fahrer auf autonom. „Während im öffentlichen Straßenverkehr noch einige Zeit vergehen wird, bis autonome Fahrzeuge flächendeckend genutzt werden können, ist das auf einem geschlossenen Betriebsgelände schon möglich“, sagt der Levcon-Chef.

Doch obwohl das Unternehmen dafür kein Fahrzeug extra neu entwickelt und sich lediglich auf die Installation eines autonomen Antriebs beschränkt, werden die Kosten allein für den Umbau bei etwa 25.000 Euro liegen, verrät Wozniak-Mauersberger. Der Elektro-Klein-Lkw selbst, ohne autonomen Antrieb, liegt bei 20.000 Euro netto.

Ob es bereits Kundenanfragen für die neue Generation gibt, will der Gründer nicht verraten. Doch das Geschäft mit Elektromobilitätslösungen für Industriekunden laufe gut, sagt er. 50 Unternehmen aus ganz Deutschland hätten in den vergangenen zwei bis drei Jahren Fahrzeuge bei Levcon geordert, darunter beispielsweise die Messe Berlin. Das Unternehmen könne profitabel wirtschaften. Der Umsatz für 2019 liege voraussichtlich bei 500.000 Euro.