Berlin-Kosmischer Kuss – „Cosmic Kiss“ – so nennt sich die Mission des deutschen Astronauten Matthias Maurer auf der Internationalen Raumstation ISS. Neben der Liebe zum Weltall soll dies „den Wert der partnerschaftlichen Erkundung des Weltraums“ betonen. Genau diese Partnerschaft aber ist akut bedroht, mitten im Flug von Matthias Maurer.
Der gebürtige Saarländer ist seit November 2021 auf der ISS. Bis Ende April soll er dort bleiben. Der zwölfte deutsche Astronaut hat ein dicht gepacktes Programm mit Experimenten und Tests. Am Mittwoch, um 13.50 Uhr unserer Zeit, verlässt er die Raumstation für sechs Stunden, um Wartungsarbeiten zu leisten.
Außeneinsätze sind anstrengend und gefährlich. Man muss sich in einem Monster-Raumanzug mit Mini-Klimaanlage bewegen und mit dicken Handschuhen komplizierte Arbeiten erledigen. Vor allem muss das Zusammenspiel zwischen den Raumfahrern perfekt funktionieren. Maurer steigt mit seinem US-Kollegen Raja Chari in den Weltraum aus. Aber es könnte durchaus auch einer der russischen Kollegen sein.
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Seit am Wochenende drei neue Kosmonauten auf der ISS ankamen – begrüßt mit Umarmungen –, ist die Station voll: mit fünf Russen, vier Amerikanern und einem Deutschen. Angesichts des Umgangs der Raumfahrer untereinander vergisst man fast, was auf der Erde nach der russischen Invasion in der Ukraine los ist: die Drohungen des Roskosmos-Chefs, die ISS könnte abstürzen, dessen Schlagabtausch mit dem US-Astronauten Scott Kelly. Zwar bemühte man sich zu versichern, auf der ISS laufe erst mal alles weiter – aber die Zukunft der Zusammenarbeit des Westens mit Russland in der Raumfahrt ist gefährdet.
Von all dem liest man bei Matthias Maurer auf Twitter kein einziges Wort. Im All kann man sich keine Spannungen und Konflikte leisten. Vor wenigen Tagen erst feierte Maurer mit Russen und Amerikanern seinen 52. Geburtstag. Ansonsten geht es in seinen Tweets allein um die Experimente, die Projekte – um das, was wichtig ist in einer Raumstation. Und was auch auf der Erde wichtig wäre.
Wenn er ein paar Minuten freihat, hält sich Matthias Maurer auch gern in der Cupola auf, der Aussichtskuppel der ISS. Von dort aus blickt man auf die Erde ohne Grenzen und Konflikte. „Aus der Perspektive des Weltraums sieht man, wie fragil unser schöner Planet ist“, sagte Maurer vor wenigen Tagen. „Da ist es unverständlich, dass man hier Krieg führt.“