Die fünf größten Gefahren für Radler im Stadtverkehr
Bremen. Auf Radfahrer lauern im Stadtverkehr besonders viele Unfallgefahren. Denn nirgendwo sonst kommen sich Radler und motorisierte Verkehrsteilnehmer so nah.
In manche brenzlige Situation bringen sich Pedaltreter selbst, wenn sie in Wild-West-Manier durch den Verkehr jagen. Aber auch Autofahrer sind nicht ohne und nehmen oft zu wenig Rücksicht auf die schwächeren Verkehrsteilnehmer. Bettina Cibulski vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) nennt die fünf größten Gefahren für Radler in der Stadt:
Besonders häufig stoßen Fahrradfahrer in Städten mit abbiegenden Fahrzeugen zusammen, sagt Cibulski. «Solche Unfälle sind meist einer ungünstigen Radwegeführung, zum Beispiel hinter Parkstreifen, geschuldet.» Beim Einbiegen in Seitenstraßen, die ein Radweg kreuzt, nehmen Rechtsabbieger Radler oft zu spät war - und dann kracht es. «Autofahrer halten im Zweifelsfall an solchen Stellen besser an und schauen zweimal hin, ob sie freie Bahn haben», betont die Expertin. Radfahrer sollten sich dort niemals auf ihr Vorfahrtsrecht verlassen, das Tempo drosseln und mit dem Fahrer des abbiegenden Wagens Blickkontakt aufnehmen, um sicherzustellen, dass sie gesehen wurden.
Bei Rot über Ampeln rauschen, Radwege entgegen der Fahrtrichtung nutzen oder Fußwege befahren: Verkehrsverstöße wie diese gehören in Großstädten zum Alltag. Dass solche Aktionen lebensgefährlich sind, blenden viele einfach aus - nach dem Motto: Ist ja schon hundertmal gut gegangen. «Die Wendigkeit und Flexibilität mit einem Fahrrad verleitet zu Regelbrüchen», sagt Cibulski. Allerdings sollten sich solche Radler vor Augen halten, dass sie dadurch unberechenbar und somit für sich und andere zu einer der großen Gefahren im Stadtverkehr werden. Wer mehr Fairness von Autofahrern fordere, müsse sich selbst fair verhalten.
«Das Klima im Stadtverkehr ist ziemlich ruppig geworden», beschreibt Cibulski eine Entwicklung, die Radlern schnell mal zum Verhängnis werden kann. «Einige Autofahrer wollen nicht einsehen, dass Fahrradfahrer an vielen Stellen auf der Straße fahren dürfen oder sogar müssen, weil Radwege fehlen.» Wird es ihnen zu bunt oder haben sie einen Termin im Nacken, mutieren sie zu Verkehrserziehern: Sie drängeln sich mit ihrem Wagen ohne den nötigen Sicherheitsabstand von anderthalb Metern an Velos vorbei, nur um zu zeigen, wer auf der Straße nach ihrer Ansicht das Sagen hat. «Bitte mehr Gelassenheit am Steuer», fordert die Expertin, um ein für den Stadtverkehr typisches Unfallrisiko aus der Welt zu schaffen.
Nicht nur Autofahrer sind häufig zu schnell unterwegs, auch Radler drücken gerne auf die Tube. «Für Raser beider Parteien stehen die Chancen gleich schlecht, in einer Gefahrensituation rechtzeitig reagieren zu können und einen Unfall zu vermeiden», gibt die ADFC-Expertin zu bedenken. «50 km/h fahren zu dürfen bedeutet für Autofahrer nicht, es zu müssen - gerade dann nicht, wenn sie sich eine Fahrspur mit Radfahrern teilen.» Zu einem angepassten Tempo hält Cibulski Radler vor allem auf kombinierten Rad-Fuß-Wegen an. «Diese sind meist nicht dafür ausgelegt, dass man dort 20 Sachen oder schneller fahren oder alles aus dem Motor eines Pedelecs herausholen kann.»
Unsicherheit führt zu Fahrfehlern, und die können wiederum schwere Unfälle zur Folge haben. «Zum Beispiel wenn Radwege plötzlich enden, was in vielen Städten der Fall ist, und irritierte Radfahrer unvermittelt einen Schlenker auf die Straße machen», erklärt die ADFC-Sprecherin. Oder wie sollen Linksabbieger mit dem Rad am besten über eine große Ampelkreuzung gelangen, wenn die Verkehrsführung für sie nicht eindeutig geregelt ist? «Oft ist unklar, ob man erst geradeaus über die Kreuzung fahren und dann nach links abbiegen oder die Linksabbiegespur für Autos nutzen soll.»
«Solche und andere Probleme, wie für Autofahrer schlecht einsehbar angelegte Radwege, lassen sich vielerorts mit wenig Aufwand lösen», betont Cibulski. Sie hofft, dass der nationale Radverkehrsplan der Bundesregierung unter anderem in dieser Hinsicht Besserungen bringt und das Radfahren tatsächlich sicherer machen wird. (dpa/tmn)