Berlin-In diesen Tagen, in denen die Geldgeschenke die Portemonnaies der Nation gefüllt haben, buhlen Elektromärkte mit einer Flut an Werbung um potenzielle Kunden. Doch oft ist die vermeintliche Top-Offerte eher ein durchschnittliches, bestenfalls zu einem angemessenen Preis angebotenes Produkt. Dass diese Artikel trotzdem ihre Abnehmer finden, liegt mitunter an der raffinierten Präsentation in den Reklamezetteln. Dabei spielen Grafikeffekte eine wichtige Rolle.

Häkchen und Plus-Zeichen
Regelmäßig verweisen Pfeile oder Info-Boxen auf besondere Funktionen und Alleinstellungsmerkmale, die den Kaufreiz zusätzlich anfachen sollen. Diesen Listen werden hin und wieder mit Produkteigenschaften angereichert, die in keiner Hinsicht herausragend sind. Dass Kopfhörer einen verstellbaren Bügel haben, ist ebenso normal wie die Kompatibilität eines USB-3.0-Sticks mit USB-2.0-Buchsen. Letztlich geht es nur um die positive Emotionalität, die die Masse an Informationen samt angehängter Häkchen und Plus-Zeichen erzeugen sollen.
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Beeindruckende Zahlen
Aus dem gleichen Grund versuchen die Anbieter, möglichst beeindruckende Zahlen in den Vordergrund zu rücken. Bei Flachbild-Fernsehern wird des Öfteren ein dynamischer Kontrastwert von 5.000.000:1 oder höher als Kaufargument ins Feld geführt. Der viel niedrigere statische Kontrastwert (oft bei ungefähr 1000:1) ist bei der Frage, wie gut das Bild im Verhältnis von hellen und dunklen Bildpunkten dargestellt wird, allerdings viel wichtiger. An der Anzahl der Megapixel einer Digital- oder Smartphone-Kamera lässt sich auch nicht festmachen, ob eine Aufnahme gut oder schlecht wird. Bildsensor, Objektiv, Kompression und Bedienung sind für die Qualität eines Fotos mindestens genauso wichtig.
Englische Bezeichnungen verkaufen sich besser
In praktisch allen Produktbeschreibungen finden sich darüber hinaus Abkürzungen und Anglizismen. Sie geben der Ware einen gewissen interessanten und – um den Tonfall der Werbung aufzunehmen – „coolen Touch“. Gleichzeitig lenken sie von fehlenden Komponenten oder veralteter Technologie ab. Ein „Komplett-PC mit einem TB HDD“ zum Beispiel hat zwar viel Speicherplatz, legt Daten aber auf einer herkömmlichen Festplatte ab. Zeitgemäß und deutlich schneller wäre ein SSD-Flashspeicher. „Shared Memory“ klingt nach einer Funktion, die die Performance eines Notebooks verbessert. Tatsächlich kann sie den Laptop verlangsamen, weil die Grafikkarte zur Berechnung aufwendiger Animationen auf die Rechenleistung des Hauptspeichers zugreift und das System dadurch abbremst.
Selbst bei den Typbezeichnungen wird getrickst: Der Großhandel gibt Geräten immer wieder eine eigene Modellnummer, die einen Produkt- oder Preisvergleich erschweren oder sogar unmöglich machen soll. Das gilt ebenso für Produktpakete, deren Komponenten und Preisgestaltung nicht näher benannt werden.