Ernährung: Macho-Männer essen viel Fleisch

Noch sind die Verfechter vegetarischer, also fleischloser Kost in der Minderheit. Ernährungswissenschaftler schätzen, dass sich in den Vereinigten Staaten und Australien erst jeweils 3 Prozent der erwachsenen Bevölkerung vegetarisch oder vegan – das ist der komplette Verzicht auf tierische Produkte – ernährt. In Großbritannien sind es 6 Prozent, und in Deutschland und in der Schweiz jeweils 9 Prozent. Große Unterschiede gibt es noch zwischen den Geschlechtern. Nach wie vor ist die Zahl der Vegetarierinnen und Veganerinnen mehrfach so hoch wie die der Vegetarier und Veganer. Dazu hat der US-Sozialpsychologe Hank Rothgerber von der Bellamine University in Louisville, Kentucky, eine Untersuchung durchgeführt. Er wollte wissen, in welchem Maße seine Versuchspersonen – 45 Frauen und 44 Männer – den stereotypen Vorstellungen von Männlichkeit verhaftet waren.

Für einen athletischen Körper

Dabei entdeckte er einen klaren statistischen Zusammenhang: Je mehr seine männlichen Versuchspersonen sich selbst als Machos verstanden, desto wahrscheinlicher war es, dass sie reichlich Fleisch konsumierten. Menschen, behaupteten diese Männer typischerweise, hätten schon immer Fleisch gegessen. Dies sei für die Gesundheit und für einen athletischen Körper erforderlich. Umgekehrt empfanden die meisten der Frauen, die Rothgerber befragte, das Verspeisen von Fleisch als eher unweiblich. Sie taten sich schwer damit, diese Praxis aggressiv zu rechtfertigen. Und im Gegensatz zu männlichen Testpersonen neigten sie dazu, jeden Gedanken an das Leiden der Tiere zu verdrängen.

Rothgeber ist davon überzeugt, dass das Machtgefälle zwischen den Geschlechtern desto geringer ist, je mehr sich in einer Gesellschaft die vegetarische Ernährungsweise durchgesetzt hat. Die Anthropologin Peggy Sanday habe durch eine Analyse von rund 100 präindustriellen Kulturen zutage gefördert, was für Gesellschaften, in denen große Mengen an Fleisch verbraucht werden, charakteristisch ist: Dort gibt es ein Patriarchat, es gibt eine strikte geschlechtliche Arbeitsteilung, die Frauen haben wenig zu sagen.

„Gesellschaften mit pflanzlicher Kost als Ernährungsgrundlage hingegen sind sozial am gleichberechtigsten“, sagt Rothgerber. Die Ergebnisse seiner Forschungen wurden jetzt im Fachjournal Psychology of Men & Masculinity veröffentlicht.