Erneuerbare Energien: Sonne tanken
Ob Günther Jauch wohl weiß, dass seine Talkshow allwöchentlich als schlechtes Beispiel dient? Mehrere hundert Kilowattstunden an Strom verbrauchen Scheinwerfer, Kameras und anderes Fernseh-Equipment jeden Sonntag. Das Studio im alten Gasometer in Schöneberg ist – wie die meisten Fernsehstudios – ein Energiefresser. Nur dass am alten Gasometer der Energieverbrauch so genau überwacht wird, wie wohl bei kaum einem anderen Studio der Republik.
In direkter Nachbarschaft des Gasometers befindet sich nämlich das Innovationszentrum für Mobilität und gesellschaftlichen Wandel, kurz InnoZ. Genau wie das Fernsehstudio ist das Zentrum Mieter auf dem Schöneberger Euref-Campus. In einem Eckraum des InnoZ-Gebäudes, Luftlinie dreißig Meter von dem stählernen Gerüst des Gasometers entfernt, steht Christian Balint vor einem Tisch, in dessen Oberfläche ein großer Touchscreen eingelassen ist.
Auf dem Bildschirm fliegen rote und grüne Punkte zwischen verschiedenen Stationen hin und her. „Die roten Punkte repräsentieren Energie, die das Gelände von außen, aus dem städtischen Stromnetz bezieht“, erläutert der InnoZ-Mitarbeiter. „Die grünen stehen für nachhaltig produzierten Strom aus Solaranlagen und Windkraftwerken, den wir auf dem Gelände selbst erzeugen.“
Dass Balint und seine Kollegen so genau über Jauchs Energieverbrauch Bescheid wissen, ist nur ein Nebeneffekt ihrer Arbeit. Ihr eigentliches Interesse gilt der Frage, wie sich erneuerbare Energien in Zukunft dafür nutzen lassen, um die täglichen Wege der Berliner klimafreundlicher zu gestalten. Dazu betreibt das Zentrum einen Parkplatz mit einem Dutzend Zapfsäulen, aus denen kein Benzin kommt, sondern Strom für Elektroautos.
Der Großteil der dafür benötigten Energie kommt von einem schwenkbaren Solarpanel auf dem Hof des InnoZ, das der Sonne hinterhergeführt wird, sowie von mehreren Feldern mit Solarzellen auf dem Dach der Gebäude. Die Solarenergie wird in einer gigantischen Batterie zwischengespeichert, an die die umliegenden Gebäude und die Zapfsäulen angeschlossen sind. Der Parkplatz auf dem Gelände des Euref-Campus ist dabei nur eine von derzeit weit mehr als hundert Tankstellen für Elektroautos in Berlin.
Lange Zeit galt die geringe Reichweite als größtes Manko von Elektroautos. Eine Studie namens BeMobility unter Leitung von Frank Wolter vom InnoZ zeigt nun, dass diese zumindest für Großstädter kaum ein Problem darstellt. Berlin und Potsdam sind eine von acht Modellregionen, in denen in den vergangenen Jahren der testweise Einsatz von Elektrofahrzeugen vom Bundesverkehrsministerium mit insgesamt 130 Millionen Euro gefördert wurde.