: Heavy Metal: Schwingender Schleim
Heavy-Metal-Gesang sieht angestrengt aus. Wer professionell gegen harte Gitarrenriffs anbrüllt, muss schließlich sehr laut werden. Die Adern an den Schläfen schwellen an. Die Sehnen am Hals treten hervor. Das Gesicht ist hochrot. Forscher fanden jetzt heraus, was den Gesang von Manowar von dem eines José Carreras unterscheidet.
Sechs Heavy-Metal-Frontmänner, die regelmäßig mit ihrer Band proben und Konzerte geben, sangen für Wissenschaftler der Universität Köln und des Max-Planck-Instituts in Leipzig vor. Die wollten wissen, was in in Rachen und Stimmorgan passiert, während die Mannen singen, grunzen und gröhlen. Dazu schoben sie ihren Probanden ein Video-Endoskop durch die Nase in den Rachen. Sie beobachteten die Vorgänge bei verschiedenen Geräuschmustern und Gesangstechniken.
Das tiefe Knurren eines Tieres
Dabei stellten sie fest, was einen großen Teil des typischen Heavy-Metal-Sounds ausmacht: Der Rachenschleim. Die Sänger beanspruchten vor allem den oberen Bereich des Kehlkopfs und den Rachenbereich. Auf der Schleimhaut bilden sich Sekrete, die wie eine Schutzschicht wirken. Beim Singen schwingt dieser Schleim mit. So kommen ganz andere Töne zu Stande als ihn zum Beispiel ein Chorknabe hervorbringt: Rasselnd rau statt glockenklar.
Zum Heavy-Metal-Gesang gehört auch die Technik des Growlings. Sie klingt ähnlich wie das tiefe Knurren eines Tieres. Dabei passierte im Labor etwas Unerwartetes. Der Kehldeckel einer Testperson klappte hoch und fing an zu vibrieren. Beim normalen Singen und Sprechen passiert das nicht, weil der Kehldeckel dafür da ist, dass Speiseteile nicht in die Luftröhre gelangen.
Oktaven wie in der Oper
Außerdem staunten die Forscher darüber, dass die Testsänger teilweise über einen Tonumfang von vier Oktaven verfügen. Damit könnten sie sich durchaus mit Opernsängern messen. Im Gegensatz zu den meisten Opernsängern waren allerdings alle Heavy-Metal-Sänger Autodidakten.
Das laute Singen und Schreien muss auf Dauer schädlich sein, könnte man denken. Doch das Gegenteil war der Fall. Auch wenn große Kräfte auf die Stimmlippen und Schleimhäute der Sänger wirkten, war der Stimmapparat aller sechs Probanden kerngesund.