Hype um Clubhouse: Audio-Social-Media-App überholt Telegram

Die neue Social-Media-App stürmt an die Spitze der Download-Bestenliste. Aber warum gibt es diese Aufregung? Und wie ist das mit dem Datenschutz? 

Eine Nutzerin der Social-Media-App Clubhouse zeigt ihr Smartphone mit der Audio-Anwendung der App.
Eine Nutzerin der Social-Media-App Clubhouse zeigt ihr Smartphone mit der Audio-Anwendung der App.dpa/Christoph Dernbach

Berlin-Die neue Social-Media-App Clubhouse stürmt in die Spitzengruppe der Download-Bestenliste. Am Montag verdrängte die Audio-Anwendung, die bislang nur für das iPhone verfügbar ist, den populären Messengerdienst Telegram in Deutschland von Platz zwei der Liste der am häufigsten heruntergeladenen Gratis-Anwendungen im App-Store von Apple. Auf Platz 1 liegt der Messenger Signal.

Clubhouse ist eine Audio-App, bei der die Anwender Gesprächen wie bei einem Live-Podcast zuhören oder sich aktiv an Diskussionen beteiligen können. Im Gegensatz zu Netzwerken wie Twitter kann man Beiträge nicht schriftlich kommentieren oder Likes vergeben. 

Der Anbieter Alpha Exploration Co aus der Mormonenstadt Salt Lake City definiert die App als „eine neue Art von sozialem Dienst, der auf Sprache basiert und es Menschen überall auf der Welt ermöglicht, sich zu unterhalten, Geschichten zu erzählen, Ideen zu entwickeln, Freundschaften zu vertiefen und interessante neue Leute zu treffen“.

Zum Marketing-Konzept der Clubhouse-Macher gehört eine künstliche Verknappung. So sind alle Nutzerinnen und Nutzer eines Android-Smartphones außen vor. Die App wird bislang nur für iOS angeboten. Doch auch die meisten iPhone-Besitzer, die Clubhouse installiert haben, müssen noch warten, um die App überhaupt nutzen zu können. Sie benötigen eine Einladung von einem aktiven Clubhouse-Anwender.

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Für die virale Verbreitung setzt Clubhouse auf eine umstrittene Methode, die bereits Grundlage des rasanten Wachstums von WhatsApp war. Nachdem man die App installiert und die Einladung aktiviert hat, verlangt die App Zugriff auf sämtliche Einträge im Kontakte-Adressbuch des verwendeten iPhones. Diese Praxis wurde bei WhatsApp von Datenschützern in Europa heftig kritisiert, weil die Anwender eigentlich zuvor jeden einzelnen Kontakt um Erlaubnis fragen müssten, bevor die persönlichen Daten auf Server in den USA übertragen werden.

Die Clubhouse-Mitglieder werden außerdem sowohl von den Machern des Dienstes als auch von den Moderatoren einzelner Gruppen aufgefordert, ihre Profile auf anderen Plattformen zu verknüpfen und dort die Inhalte der Gespräche zu kommentieren. Damit soll in Netzwerken wie Twitter, LinkedIn und Instagram der Wunsch geweckt werden, möglichst schnell an eine Einladung zu dem Netzwerk zu kommen.

Das fragwürdige Datenschutzkonzept von Clubhouse, das vermutlich auch gegen die europäische Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) verstößt, hinderte am Wochenende viele Influencer in Deutschland nicht daran, schnell auf den Clubhouse-Zug aufzuspringen. So versammelten sich über 1000 Menschen virtuell in einem Clubhouse-Raum, in dem die Digitalministerin im Bundeskanzleramt, Dorothee Bär (CSU), mit der Unternehmerin Tijen Onaran, der Journalistin Niddal Salah-Eldin und vielen anderen über das „Diversity Jahr 2021“ diskutierten.

Clubhouse wurde im April 2020 gestartet und löste zunächst in den USA in der Coronakrise einen Boom aus, der an die Anfänge von WhatsApp oder Snapchat erinnert. Der Wagnis-Kapitalgeber Andreessen Horowitz, der auch früh in Silicon-Valley-Stars wie AirBnB, Facebook, Instagram, Lyft und Twitter investiert hatte, steckte im Mai 2020 zwölf Millionen Dollar in Clubhouse. Damit wurde das Start-up mit 100 Millionen Dollar (aktuell 82,78 Mio Euro) bewertet – zu einem Zeitpunkt, als nur 1500 Nutzer die Anwendung aktiv dabei waren. Darunter befanden sich aber schon prominente User wie der Rapper Drake, der Comedian Kevin Hart und die US-Schauspielerin Tiffany Haddish.