Interview mit Ex-Organisationschefin der Republica Simone Orgel: "Datensouveränität ist ein Prozess"

Simone Orgel war vier Jahre lang die Organisationschefin der Re:publica. Jetzt gönnt sie sich eine Auszeit. Bei Twitter: @diewahremona

Womit beginnt Ihr Einstieg in die digitale Welt am Morgen?

Mit dem Alarm aus meinem Mobiltelefon, ekelig. Nach diesem kommen als Erstes persönliche Nachrichten – quasi digitaler Sonnenschein fürs Herz. Dann können mit Twitter und einer Newsletter-Mischung von Krautreporter bis Handelsblatt schon die ersten Wolken aufziehen. Beim Frühstück, meiner Lieblingsmahlzeit, begleitet mich der Deutschlandfunk und auf dem Weg Wohin-auch-Immer im Normalfall Podcasts, wie beispielsweise die „Lage der Nation“, die „Mikroökonomen“. 

Wird es eines Tages eine Lösung geben, damit wir über unsere Daten wirklich selbst verfügen können?

Wird es irgendwann eine Lösung für den Weltfrieden geben? Leider sehr unwahrscheinlich. Umso lohnender ist es, dass wir uns dafür beständig einsetzen. Datensouveränität ist ein Prozess, den es mit jedem neuen Phänomen auch neu zu verhandeln gilt. Ein erster Schritt ist es, diesen Bedarf überhaupt zu erkennen. Ein nächster zu verstehen, dass gute Dienste im Internet nicht kostenlos sein können. Wie sollten die Menschen sonst von ihrer Arbeit leben, wenn ich nicht will, dass sie meine Daten zu Geld machen? Dann kann man damit anfangen, finanziell oder zeitlich in das Thema zu investieren: Wenn Zeit und Wissen fehlen, können Netzaktivisten des Vertrauens und unabhängiger Journalismus finanziell unterstützt werden. Auch ein Ansatz ist es, Mail-Adressen bei Anbietern wie Posteo zu hosten, als Suchmaschine auch Alternativen wie „ecosia“ zu nutzen oder zu verstehen, dass es keine „Cloud“ in irgendwelchen Wölkchen gibt. Auch wenn es nicht sichtbar ist, sind das immer auch physische Rechenzentren, die ganz plastisch auch irgendwo stehen müssen. Wo dieser Standort ist, hat Auswirkung auf die eigene Datensouveränität. Europa und Deutschland hier besser aufgestellt als beispielsweise Nordamerika.

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Was geht gar nicht in der digitalen Welt?

Was auch in der analogen Welt nicht geht: Hass. Ignoranz. Grenzenlose Egozentrik und Unreflektiertheit über das eigene Handeln.

Fällt es Ihnen schwer, am Abend abzuschalten?

Wenn der Tag ein Galopp war, kann das passieren. Aber dann lass ich mich vom Universum zudenken, in Form des großartigen Sternengeschichten-Podcast von Florian Freistetter. Wusstet ihr, dass dazu experimentiert wird, dass und wie wir Kunst zukünftig ins Weltall mitnehmen können und das Malen in Schwerelosigkeit anders ist, aber geht? Toll.