In Patagonien haben Paläontologen Knochen eines Raubsauriers ausgegraben, der mit einem großen Schädel und kurzen Ärmchen stark an den berühmten T. rex erinnert. Trotz der äußerlichen Ähnlichkeit sind die beiden Dinosaurier aber nicht miteinander verwandt, berichten die Forschenden im Fachmagazin Current Biology. Meraxes gigas, so der Name des neuen Fleischfressers, und T. rex hätten ihre unverhältnismäßig kurzen Arme unabhängig voneinander entwickelt. Wofür sie diese einsetzten, sei noch unklar.
Die Forschenden fanden bei den Ausgrabungen in der sogenannten Huincul-Formation im heutigen Nordpatagonien Schädelfragmente sowie eine große Anzahl von Knochen. Die Überreste bilden den Forschenden zufolge das bislang vollständigste Fossil eines Carcharodontosauridae-Vertreters, das je in der südlichen Hemisphäre gefunden wurden. Carcharodontosauridae bezeichnen eine Verwandtschaftsgruppe großer Theropoden, die in der Kreidezeit lebten und riesige räuberische Saurier umfasste.
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Elf Meter langer Räuber war etwa 45 Jahre alt
Solch ein gigantischer Räuber war auch Meraxes gigas: Das entdeckte etwa 45 Jahre alte Exemplar war zu Lebzeiten elf Meter lang und wog mehr als vier Tonnen, berichten die Forschenden. Seinen etwa 1,27 Meter langen Schädel zierten Kämme, Furchen, Höcker und kleine Hörnchen.

„Diese Merkmale traten erst spät in der Entwicklung auf, wenn die Tiere erwachsen wurden“, erklärt Hauptautor Juan Canale vom Paläontologischen Museum Ernesto Bachmann in Neuquén (Argentinien). Vermutlich dienten sie dazu, potenzielle Partner anzuziehen: „Die sexuelle Selektion ist eine starke evolutionäre Kraft. Aber da wir ihr Verhalten nicht direkt beobachten können, ist es unmöglich, sich dessen sicher zu sein.“
Sicher sind sich die Forscher hingegen, dass Meraxes gigas seine auffällig kurzen Arme nicht von Tyrannosaurus Rex bekam oder umgekehrt: Zum einen sei M. gigas fast 20 Millionen Jahre vor der Entstehung von T. rex ausgestorben. Zum anderen lägen die beiden Arten im Stammbaum der Evolution sehr weit auseinander. „Es gibt keine direkte Beziehung zwischen den beiden“, stellt Canale klar.
Die kurzen Ärmchen hatten eine Funktion – aber welche?
Wenn sich derartig kurze Ärmchen aber unabhängig voneinander bei verschiedenen Theropoda-Arten entwickelten, müsse man davon ausgehen, dass die verkürzten Gliedmaßen eine bestimmte Funktion hatten – und sie nicht einfach schrumpften, weil sie für die Saurier nutzlos waren. Zudem zeigte das Skelett große Muskelansätze und voll entwickelte Brustgürtel. „Also hatte der Arm starke Muskeln“, erklärt Projektleiter Juan Canale.
Für die Jagd wurde diese Muskelkraft allerdings wahrscheinlich nicht eingesetzt, denn „Aktionen, die mit dem Beutefang verbunden waren, wurden höchstwahrscheinlich mit dem Kopf ausgeführt“. Canale spekuliert: „Sie könnten die Arme zur Fortpflanzung benutzt haben, etwa um das Weibchen während der Paarung zu halten.“ Ebenso sei denkbar, dass die Gliedmaßen hilfreich waren, um sich nach einem Sturz wieder aufzurichten. (dpa/fwt)