Eine bemerkenswerte Verbindung zwischen Verhalten und Gehirnstruktur haben amerikanische Forscher gefunden. Bei Mäusen, die im Rahmen eines Langzeitexperiments zur künstlichen Evolution immer lauffreudiger geworden sind, haben sich nicht nur der Knochenbau und der Stoffwechsel verändert. Auch ein Teil des Hirnstamms ist mittlerweile deutlich größer als üblich.
In dem betreffenden Hirnabschnitt, dem Mittelhirn, lägen wichtige Zentren der Bewegungskontrolle und des Belohnungssystems, schreiben die Wissenschaftler um Theodore Garland von der University of California in Riverside im Journal of Experimental Biology.
Ergebnis des Zucht-Experiments: Laufmäuse
Seit beinahe 20 Jahren läuft in Garlands Labor ein Experiment mit Hausmäusen. Alle Tiere können Laufräder mit Umdrehungszählern nutzen. Während in einigen Gruppen die Fortpflanzung nach dem Zufallsprinzip erfolgt, dürfen in anderen nur die lauffreudigsten Tiere für Nachwuchs sorgen. Nach inzwischen mehr als 60 Generationen entstanden „Laufmäuse“, die wöchentlich eine fast drei Mal so lange Strecke zurücklegen wie die Kontrollmäuse.
Seit der 39. Generation fanden die Forscher auch Unterschiede im Bau des Gehirns. Die Laufmäuse besitzen demnach einige Prozent mehr Gehirnmasse als ihre Artgenossen. Allerdings betrifft der Zuwachs nicht etwa das Kleinhirn als Zentrale für die Steuerung und Koordination von Bewegungsabläufen, sondern das Volumen des Mittelhirns, das um rund 13 Prozent gewachsen ist. Es steht mit der Bewegungskontrolle in Zusammenhang, aber auch mit dem Belohnungssystem.