Mit Napster in die virtuelle Realität

Zur Jahrtausendwende war das Herunterladen von Musik noch eine Sensation. Das wichtigste Unternehmen konnte seinen Wert kaum steigern.

Undurchschaubar – so wirkte der Streaming-Musikdienst Napster in seiner Anfangszeit.
Undurchschaubar – so wirkte der Streaming-Musikdienst Napster in seiner Anfangszeit.dpa

Napster – der Name stand einmal für die Revolution im Musikgeschäft. Napster bot zur Jahrtausendwende eine kostenlose Software an, mit der der Austausch von illegal kopierter Musik leicht möglich war. Die Musikbranche tobte, schnell schloss der Bertelsmann-Konzern einen Kooperationsvertrag und zahlte im Laufe der Zeit rund 80 Millionen Dollar. Es sollte eine große Erfolgsgeschichte werden. Doch es folgten unruhige Zeiten, gerade hat wieder ein Eigentümer-Wechsel stattgefunden. 

Bands wie Metallica empörten sich damals wegen der Geschäftsidee. Die Heavy-Metal-Combo beschuldigte in einer Protestaktion mehr als 335.000 Fans der Musikpiraterie. Die Band lud 13 Kartons mit Angaben über jeden einzelnen User vor dem Hauptquartier der Firma in San Mateo, Kalifornien, ab, schrieb damals der „Spiegel“. Gegen Napster hatten die Rocker zuvor schon Klage eingereicht.

Metallica hatte den Datenverkehr drei Tage lang protokollieren lassen; von jedem User, der in dieser Zeit Metallica-Songs angeboten oder auf den eigenen PC geladen hatte, war damit zumindest das Pseudonym bekannt, unter dem er bei Napster angemeldet war. Die Band forderte die Firma auf, diesen sogenannten Piraten den Zugang zu verweigern. Die Fans, die den Tauschhandel schätzten, waren empört. Einige kamen zum Metallica-Protest, um vor laufenden Fernsehkameras CDs der Band zu zerbrechen.

Den Musikkonzernen gelang es später mit einer Serie von Klagen, die Tauschbörse vom Netz zu nehmen. Bald wurde Napster von der US-Firma Rhapsody als legaler Musikdienst neu gestartet, blieb aber weit hinter den Streaming-Marktführern Spotify und Apple-Music zurück.

Jetzt hat das Unternehmen wieder einen neuen Eigentümer. Der Deal sei rund 70 Millionen Dollar schwer, sagte MelodyVR-Chef Anthony Matchett der „Financial Times“. Zum Kaufpreis von 15 Millionen Dollar in bar und 11 Millionen Dollar in Aktien von MelodyVR kämen dabei Zahlungsverpflichtungen an Musik-Konzerne und -Verlage in Höhe von 44 Millionen Dollar hinzu. „Der Zukauf bringt uns auf den Weg, als Gruppe ziemlich schnell profitabel zu werden“, sagte Matchett der Zeitung. Dabei setzt er darauf, dass Besucher virtueller Konzerte die Musik der Künstler auch später noch hören möchten. (mit dpa)