Mondkrater zeugen von einem gewaltigen Meteoriten-Sturm auf Mond und Erde

Die Einschläge vor 800 Millionen Jahren könnten zu immer komplexeren Lebensformen auf unserem Planeten geführt haben.

Künstlerische Darstellung eines Meteoriten-Hagels auf Mond und Erde (blau).
Künstlerische Darstellung eines Meteoriten-Hagels auf Mond und Erde (blau).Murayama/Osaka Univ.

Osaka-Erde und Mond sind vor rund 800 Millionen Jahren von einem massiven Meteoritenhagel getroffen worden. Das schließen japanische Forscher aus der Analyse von Mondkratern. Die Gesamtmasse der damals niedergegangenen Meteoriten war demnach 30 bis 60 Mal so groß wie die des Asteroiden, der vor 65 Millionen Jahren die Dinosaurier ausgelöscht hatte. Das Team um Kentaro Terada von der Universität Osaka berichtet im Fachblatt Nature Communications über seine Analysen.

Die Wissenschaftler hatten mit Hilfe von Aufnahmen der japanischen Mondsonde „Kaguya“ das Alter von 59 Einschlagkratern mit mehr als 20 Kilometern Durchmesser auf dem Erdtrabanten bestimmt. Anders als auf der Erde gibt es auf dem Mond nahezu keine Erosion, die Krater mit der Zeit verwischen würde. Der Mond kann daher als Archiv größerer Meteoritenschauer in der Erdgeschichte dienen. Die Analyse ergab, das 8 der 59 Einschlagkrater gleichzeitig entstanden sein müssen, darunter der Kopernikus-Krater.

Das Alter des Kopernikus-Kraters ließ sich anhand der Häufigkeit kleinerer Einschlagkrater und durch Bodenproben der „Apollo“-Missionen auf rund 800 Millionen Jahre bestimmen. Die Wissenschaftler folgern aus dem Auftreten acht großer Krater zur selben Zeit, dass Mond und Erde kurz vor Beginn des Erdzeitalters des Cryogeniums einen Meteoritensturm erlebt haben. Das Cryogenium war eine Kaltzeit vor rund 720 bis 635 Millionen Jahren, in der große Umweltveränderungen auf der Erde stattgefunden haben.

Vom Himmel fiel jede Menge Phosphor

Mit den rund 40 bis 50 Billionen Tonnen Material, die damals auf Erde und Mond niedergegangen sind, sollen auch Hunderte Milliarden Tonnen Phosphor vom Himmel gefallen sein und die biologischen Bedingungen auf der Erdoberfläche verändert haben, wie die Forscher berechneten. Phosphor spielt in zahlreichen Prozessen des Lebens eine wichtige Rolle.

Andere Untersuchungen hätten Hinweise auf eine fundamentale Veränderung des Phosphor-Zyklus im Cryogenium gefunden. Der Phosphoranteil von jüngeren Proben sei im Schnitt viermal höher als in Proben aus der Zeit vor dem Cryogenium. Das Meteoritenbombardement könne so dazu geführt haben, dass manche Ökosysteme größere und immer komplexere Lebensformen entwickelt haben, argumentieren die Wissenschaftler. (dpa/fwt)