Sultan im All: Erster arabischer Astronaut auf einer ISS-Langzeitmission
Sultan Al-Neyadi aus den Vereinigten Arabischen Emiraten arbeitet sechs Monate auf der Internationalen Raumstation ISS – mit Russen und Amerikanern.

Es ist ein kleines Symbol der Hoffnung: Während auf der Erde die Spannungen zunehmen, haben sich am Wochenende vier neue Raumfahrer auf der Internationalen Raumstation ISS eingerichtet: ein Russe, zwei Amerikaner und ein Araber – „eine tolle Gruppe von Menschen“, wie einer der Astronauten sagte.
Die „Crew-6“ hatte am Freitag mit einem Crew-Dragon-Raumschiff des privaten Raumfahrtunternehmens SpaceX an der ISS angedockt. Sie soll sechs Monate im All bleiben. Ein besonderer Blick richtet sich dabei auf Sultan Al-Neyadi aus den Vereinigten Arabischen Emiraten.
Der 41-Jährige ist erst der zweite Mensch aus seinem Land im All – und der erste auf einer ISS-Langzeitmission. Sein Vorgänger Hassa Al-Mansuri war 2019 nur eine Woche dort.
Weg übers Militär und die Spezialisierung für Netzwerksicherheit
Hinter Sultan Al-Neyadi liegt ein Weg, der – anders als sein Name vermuten lässt – nichts mit dem Leben eines islamischen Herrschers zu tun hat. Geboren wurde er 1981 in Um Ghafa, einem Ort im Südosten des Emirats Abu Dhabi. Sein Vater diente beim Militär, er wuchs im Hause seines Großvaters auf und ging nach der Highschool selbst zur Armee.
Nach dem Studium in Großbritannien und an einem heimischen College arbeitete er beim Militär als Kommunikationsingenieur. Ein Studium in Australien folgte und 2016 eine Promotion über Technologien zur Verhinderung von Datenlecks. Kurz: Al-Neyadi ist Experte für Netzwerksicherheit.
Al-Neyadi muss auf der ISS während des Ramadan nicht fasten
Als die Emirate 2017 ein bemanntes Raumfahrtprogramm ins Leben riefen, bewarb sich auch Al-Neyadi. Er wurde als einer von zwei Kandidaten ausgewählt. Insgesamt gab es 4022. Er trainierte im Sternenstädtchen bei Moskau und in einem Raumfahrtzentrum in Dubai.
Auf der ISS arbeitet Al-Neyadi, der verheiratet und Vater von fünf Kindern ist, als Missionsspezialist. Mehr als 200 Experimente sind geplant, die unter anderem helfen sollen, Missionen zu Mond und Mars vorzubereiten. Dabei geht es etwa um Zellwachstum im All und brennbare Materialien in der Mikrogravitation. Obwohl er gläubiger Muslim ist, muss Al-Neyadi auf der ISS während des Ramadan nicht fasten. Er gelte als „Reisender“, dem es erlaubt sei, „das Fasten zu brechen“, sagte er vor der Mission.