Was Twitter für die Zukunft plant

Bei Politikern gehört der Kurznachrichtendienst zur Standard-Kommunikation. Das Unternehmen arbeitet an neuen Formaten für neue Zielgruppen.

AFP/Olivier Douliery

Berlin- Twitter ist mittlerweile 15 Jahre alt. Anfangs gab es einen Rausch, weil Kurznachrichten nie zuvor so einfach und schnell verbreitet werden konnten. Die Begeisterung hat sich gelegt, aber wer bei aktuellen Themen mitreden will, kann auf den Dienst nicht verzichten.

Darüber hinaus sei Twitter auch die richtige Plattform für Menschen, die sich über ein Spezialthema informieren wollen. „Twitter funktioniert über Nischen und Themenfelder. Man landet über Hashtags und Suchwörter schnell in einer Bubble, die den eigenen Interessen entspricht“, sagt Ward. „Ist man dort erstmal angelangt, wird man via Twitter sehr fix mit Nachrichten und neuen Informationen versorgt.“

Und das Ganze funktioniert auch international, sagt Matthias C. Kettemann vom Leibniz-Institut für Medienforschung in Hamburg: „Twitter ist für mich ein sehr gutes Werkzeug, um wissenschaftliche Kontakte in der ganzen Welt zu knüpfen und mit meiner Wissenschaftscommunity im Austausch zu bleiben“, sagt der Jurist. „Wenn ein spannendes Urteil in den USA fällt, wird es gleich auf Twitter kommentiert.“ Twitter sei zu einem ernst zu nehmenden Wissenschafts- und Politikmedium geworden, so Kettemann.

Schneller Start garantiert

Im Vergleich zu anderen Netzwerken ist ein Twitter-Profil schnell eingerichtet. Neben dem eigenen Namen braucht es nur eine E-Mail-Adresse und einen eindeutigen Nutzernamen (Twitter-Handle). Zudem kann man in bis zu 160 Zeichen etwas über sich schreiben. Diese Kurzbiografie, so Ward, helfe ungemein, neue Follower zu gewinnen.

Es gelte zu skizzieren, wer man ist und was man auf Twitter tut. „Am besten konzentriert man sich hierfür auf wenige Schlüsselbegriffe, die die eigenen Themenfelder und Interessen abstecken“, sagt Ward. Das allein genügt aber nicht, um Aufmerksamkeit, Follower und Likes zu erhalten. Dafür müsse man hochwertigen und pointierten Content twittern, sagt Ward. „Allgemeinplätze gehen auf Twitter meist unter, es wird deutlich stärker kommentiert und debattiert.“

Neben Tweeten, Liken und Kommentieren hält Twitter noch weitere Funktionen bereit, die Nutzer kennen sollten. Eine wichtige Funktion ist das Erstellen von Listen, denen man bestimmte Twitter-Accounts zuteilt. „Damit lässt sich das eigene Newsfeed hervorragend sortieren“, sagt Ward. Mit den Listen hat man statt eines überlaufenden Newsfeeds viele kleine, thematisch sortierte Feeds.

Natürlich versucht Twitter, sich technisch weiterzuentwickeln und Innovationen anderer sozialer Medien aufzugreifen. Ende 2020 hat Twitter etwa weltweit Fleets ausgerollt. Dabei handelt es sich um Tweets, die nach 24 Stunden automatisch verschwinden, ähnlich wie bei den Stories auf Facebook und Instagram.

Bald könnte es auch in Deutschland bezahlte Twitter-Konten geben. Für knapp drei Euro im Monat lassen sich dann Beiträge noch verändern oder das Aussehen der App anpassen. Erste Versuche mit dem Twitter Blue genannten Dienst laufen bereits in Kanada.