Wissenschaftspreis für Berliner Mikrobiologin Emmanuelle Charpentier für Genschere Crispr
Berlin - Der mit 40.000 Euro dotierte Berliner Wissenschaftspreis geht in diesem Jahr an Emmanuelle Charpentier, Mit-Entdeckerin der gefeierten Genschere Crispr. Die 49-jährige Mikrobiologin und Professorin aus Frankreich ist Direktorin am Berliner Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie. Sie erhält die Auszeichnung für ihre innovative Forschung in der Genregulation, wie die Senatskanzlei am Mittwoch mitteilte.
Genschere gilt als Jahrhundertcoup
Die Entdeckung der Schere, mit der sich Gene verändern und reparieren lassen, gilt als Jahrhundertcoup. Seitdem wurde Charpentier mit Auszeichnungen, Ehrendoktorwürden und Akademie-Mitgliedschaften überhäuft. Sie wird jedes Jahr als heiße Kandidatin für einen Nobelpreis gehandelt.
Der Berliner Wissenschaftspreis würdigt in Berlin entstandene Leistungen in Wissenschaft und Forschung. Das Preisgeld kommt nicht den Forschern persönlich zugute, sondern ihrer Institution - in diesem Jahr dem Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie.
Charpentier habe ein neues Kapitel in der Medizinforschung aufgeschlagen, lobte Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD). Sie bereite die Grundlage für zahlreiche weitere Innovationen. „Mit dem Wissenschaftspreis möchten wir auch ausdrücklich ihre Verdienste um den Wissenschaftsstandort Berlin und die lebenswissenschaftliche Forschung in unserer Stadt würdigen.“
Erbmaterial kann mit Genschere auf viele Arten verändert werden
Mit Charpentiers Wunderwerkzeug für Gene lässt sich Erbmaterial auf vielen Arten verändern. Das bietet neue Chancen von Pflanzen bis hin zur Humanmedizin - aber auch Risiken. Vieles von dem, was an Therapien für Krankheiten möglich sein könnte, ist in der Medizin noch Zukunftsmusik. An Machbarkeit und möglichen Folgen wird weltweit intensiv geforscht.
Auch Charpentier ist in der Praxis mit dabei. Sie ist Projektleiterin im gerade bewilligten Forschungsfeld „NeuroCure“, das neue Wege in der Erforschung und Behandlung von Erkrankungen des Nervensystems sucht. Freie Universität und Humboldt-Universität hatten den Antrag gemeinsam im Rahmen der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder gestellt und jüngst bewilligt bekommen.
Emmanuelle Charpentier gilt als unkonventionelle Forscherin, für die es ein Leben außerhalb von Forschungslaboren gibt. Sie mag Kleidung mit einem Rock 'n' Roll-Touch. Und später sehe sie sich auf abenteuerlichen Expeditionen, auf Gipfeln oder in der Tiefsee, sagte sie in einem Interview. Dafür halte sie sich fit. (dpa)