Zum Tod des Lyrikers und Prosautors Heinz Czechowski: Ein sächsischer Dichter

Um in der Welt zu bleiben, muss ein Dichter nicht Bibliotheken füllen. Es genügt, einen solchen Satz über die Höhenzüge der Lößnitz bei Radebeul zu Papier zu bringen: "Sanft gehen wie Tiere die Berge neben dem Fluss". So ein Satz wurde zum Leitmotiv sächsischer Nachkriegspoesie. Geschrieben hat ihn Heinz Czechowski, 1935 geboren in Dresden. Und zitiert wurde er seither von Dichtern wie Volker Braun, Karl Mickel, Adolf Endler.Am Dienstag kam die Nachricht vom Tod des Lyrikers, der nach der Wende mit dem Heinrich-Mann- und dem Heinrich-Heine-Preis geehrt worden war. Er starb am Mittwoch nach schwerer Krankheit in Frankfurt am Main, nach Dresden, Leipzig und Schöppingen seine letzte Station. Czechowsky hatte die Wende erträumt in seinen Versen, diesen reimlosen, frei-rhythmischen, faktengespickten Momentaufnahmen der DDR-Realität. Aber das Ende der DDR entwurzelte ihn auch: Ehe kaputt, Alkohol, psychische Probleme. Die Berufung zum Stadtschreiber von Bergen-Enkheim und Dresden, gab wieder Halt.Czechowski sah als Zehnjähriger die Flieger, die Bomben und das brennenden Dresden. Dass er den Untergang der Stadt überlebte, wurde dennoch nicht zur Ursache der tiefen Melancholie in seinen Gedichten und Prosatexten. Es waren die Widersinnigkeiten der Utopie und die Widersprüchlichkeiten des Sozialismus, die dem jungen, für den Kommunismus schwärmenden Dichter zu schaffen machten und mehr und mehr enttäuschten. Seine ersten Gedichte waren die Eintrittskarte zum Leipziger Literaturinstitut "Johannes R. Becher". In "Gelegenheitsgedichte" und "Schafe und Sterne", Mitte der Siebziger, wird der subjektive Ansatz der von Brecht beeinflussten Verse illusionsloser, dichter und intensiver.Czechowski gehörte zur "Sächsischen Dichterschule". Nach einem Ernteeinsatz in Mecklenburg schrieb er etwa über die sozialistisch "modernisierte" Landwirtschaft: "Hinter wippenden Pferdeärschen auf Gummiwagen verfrachtet, ließen wir uns schließlich, eingewickelt in verkeimte Decken, in der Scheune einer LPG nieder..."Bis zur Schmerzgrenze spiegelte der eigenwillige Dichter seine Beziehung zu den Protagonisten der DDR-Lyrik und auch zu seinen Stasi-Spitzeln in seiner Autobiografie "Die Pole der Erinnerung", 2006 im Grupello Verlag erschienen. Das Buch ist etwas sehr Seltenes. Es kommt kaum vor, dass Lyriker eine Autobiografie schreiben.------------------------------Foto: Heinz Czechowski war ein eigenwilliger und illusionsloser Lyriker. Nach 1989 rechnete er bis zur Schmerzgrenze mit mit den Stasi-Spitzeleien und der Zensur im DDR-Schriftstellerverband ab.