Zum zweiten Mal wurde der Grundstein für den Pavillon am Heiligen See gelegt: Gotische Bibliothek ersteht wieder
Potsdam. Gestern wurde im Beisein des Direktors der Stiftung Schlösser und Gärten Potsdam-Sanssouci Hans Joachim Giersberg der Grundstein für den Wiederaufbau der Gotischen Bibliothek in Potsdam gelegt.Den Ersten Weltkrieg hatte der Sandsteinpavillon überlebt, doch die Bombe, die 1945 in den Heiligen See einschlug, bewirkte, daß sich das Gebäude immer stärker neigte. Das so idyllisch am Heiligen See gelegene Haus verfiel trotz notdürftiger Sicherheitsmaßnahmen zusehends. Doch anläßlich des 1000. Geburtstages Potsdams im Jahr 1993 machte Berlin der Stadt ein großzügiges Geschenk in Höhe von 1,6 Millionen Mark. Die Summe sollte dem Erhalt des Bauwerks dienen. Doch die Ruine war nicht mehr zu retten. Man habe sich auf der Grundlage eines Gutachtens entschlossen, den Bau vollständig abzutragen, um das Fundament genau zu untersuchen, teilte die Stiftung Schlösser und Gärten Potsdam-Sanssouci mit. Im Laufe dieser Untersuchungen stellte sich heraus, daß die notwendigen Arbeiten zur Fundamentsicherung sehr viel aufwendiger sind, als ursprünglich angenommen. Das Berliner Geld war schnell ausgegeben, die Stiftung hat für den jetzt beginnenden Wiederaufbau - aus Originalteilen versteht sich - zunächst 800 000 Mark zur Verfügung gestellt. 1996 sollen die Bauarbeiten abgeschlossen sein. Dann wird man von der Plattform des Turmes aus wieder den herrlichen Blick auf den See und das Marmorpalais genießen können, der schon Preußenkönig Friedrich Wilhelm II. und seine Gäste bezauberte. Friedrich Wilhelm II. hatte den Turmpavillon zwischen 1792 und 1794 als Belvedere und Privatbibliothek in dem neu angelegten Garten bauen lassen. Die drei Bücherschränke im Erdgeschoß waren der französischen Literatur vorbehalten, in den vier Schränken im Obergeschoß standen Werke deutscher Klassiker sowie Schriften der Rosenkreuzer. Über die künftige Nutzung des Gebäudes sei noch nicht entschieden, so eine Sprecherin der Stiftung. +++